Jeder von uns hatte schon mindestens einmal in seinem oder ihrem Leben Magen-Darm-Probleme. Die Gründe dafür können ganz verschieden sein: Von einem meist harmlosen Virus, bis hin zu einem verzehrten Lebensmittel, welches einem auf den Magen geschlagen hat. Ist dies der Fall, so braucht unser Körper Ruhe und nach einigen Tagen klingen die Beschwerden in der Regel alleine wieder ab und man kann seinen Alltag wie gewohnt fortsetzen. Was passiert aber, wenn die Symptome wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Übelkeit bleiben? Dann kann eine chronische Darmerkrankung vorliegen, die das Leben so mancher Betroffenen ganz schön auf den Kopf stellen können.
In diesem Blogbeitrag sprechen wir über die Themen chronische Darmerkrankung, Darmgesundheit und gehen unter Anderem auf die Verbindung der Psyche und des Darms ein. In einer Achtsamkeitsübung werden wir Dir zeigen, wie Du Deine Symptome besser verstehen und vielleicht auch leichter mit ihnen umgehen kannst. Doch um all diese Fragen beantworten zu können, müssen wir einmal ganz vorne anfangen, und zwar mit der Frage, was eigentlich unter einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung zu verstehen ist.
Was sind chronische Erkrankungen und was zeichnet diese aus?
Das Wort “chronisch” kommt aus dem Griechischen und kann mit den Wörtern “langanhaltend” und “ständig” übersetzt werden. Eine chronische Erkrankung bezeichnet also eine Erkrankung, die länger anhält als gewöhnlich. Einen genauen Zeitraum, ab wann eine Erkrankung als chronisch gelten kann, gibt es nicht. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Erkrankung an sich eine wichtige Rolle bei ihrer Kategorisierung spielt. Während man bei anhaltenden Rückenschmerzen nach über zwölf Wochen von einer chronischen Erkrankung spricht, wird eine Durchfallerkrankung schon nach einem Zeitraum von 14 Tagen als chronisch angesehen, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Gefahr der Dehydrierung. Die meisten Symptome einer chronischen Erkrankung erstrecken sich über einen Zeitraum von drei bis fünf Monaten, bevor sie als chronisch gelten können.
Jede chronische Erkrankung ist anders. Manche Personen sind von Geburt an chronisch krank, andere chronische Erkrankungen entwickeln sich erst im Laufe der Jahre. Chronische Erkrankungen können plötzlich auftreten wie zum Beispiel Brustkrebs, andere chronische Erkrankungen kommen langsam und schleichen sich regelrecht ein, wie beispielsweise chronische Rückenschmerzen.
Ein weiteres Krankheitsbild diverser chronischer Erkrankungen sind die sogenannten Schübe. Diese sind insbesondere bei den Erkrankungen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn zu finden. Es gibt also Phasen, in denen die Erkrankung ausgeprägter erscheint, beziehungsweise mehr Schmerzen verursacht. Es gibt aber auch Phasen, in denen es den Patienten vergleichsweise besser geht. Die meisten chronischen Erkrankungen sind kontinuierlich und begleiten einen über einen längeren Zeitraum oder sogar lebenslang.
Die Gabe von Medikamenten ist jenachdem, um welche Erkrankung es sich handelt, möglich, jedoch lindern diese lediglich die Symptome einer Erkrankung. Die Krankheit an sich kann in der Regel nicht medikamentös behandelt werden. Bei manchen chronischen Erkrankungen, wie dem Reizdarm, besteht die Möglichkeit, dass die Symptome, sowie das gesamte Erkrankungsbild auch wieder vollständig verschwinden können.
Die bekanntesten chronischen Darmerkrankungen
Zu den bekanntesten chronischen Darmerkrankungen gehören die Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn und der Reizdarm.
Die Colitis Ulcerosa ist eine Erkrankung des Darms, genauer gesagt sind die oberen Wandschichten des Dickdarms betroffen. Dabei kommt es zu Entzündungen, die unter anderem starke Bauchschmerzen und heftige Durchfälle auslösen können. Heilbar ist die chronische Erkrankung nicht. Die Einnahme von Medikamenten kann die Beschwerden jedoch lindern.
Bei Morbus Crohn hingegen können verschiedene Stellen des Darms, selten aber auch Stellen im Magen, sowie im Mund entzündet sein. Auch diese Erkrankung löst Durchfälle und starke Bauchschmerzen aus. Sie ist ebenfalls nicht heilbar und kann durch die Gabe von Medikamenten gehemmt werden.
Beim Reizdarmsyndrom gilt es drei verschiedene Typen zu unterscheiden. Es gibt den Typ Durchfall, den Typ Verstopfung und den Typ Durchfall und Verstopfung im Wechsel. Alleine in Deutschland leiden über 16,6 % der Bevölkerung an einem Reizdarm, wobei die Dunkelziffer womöglich sogar höher ist. Alleine diese hohe Zahl zeigt, wie weit verbreitet chronische Erkrankungen des Darms in der heutigen Gesellschaft sind und warum es so wichtig ist, über diese zu sprechen.
Die Entstehung eines Reizdarms kann verschiedene Ursachen haben. Ein Reizdarm kann plötzlich auftreten, über mehrere Jahre bleiben, aber wenn man Glück hat, auch irgendwann wieder verschwinden. Die aktuelle Forschungslage zum Reizdarmsyndrom gestaltet sich schwierig. Das Fachgebiet ist zum größten Teil noch unerforscht, insbesondere, was die Heilung und die Entstehung angeht. Es ist folglich also zum jetzigen Forschungsstand noch nicht heilbar. Symptome können mit Medikamenten behandelt werden, jedoch wird nicht die Ursache der Erkrankung bekämpft.
Der Weg der Diagnose einer chronische Darmerkrankung
Sollten die weitverbreitetsten Symptome wie Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Verstopfung nicht von alleine wieder verschwinden, so muss nicht direkt von einer chronischen Erkrankung ausgegangen werden. Auf jeden Fall solltest Du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um die anhaltende Symptomatik abklären zu lassen. An dieser Stelle ist nochmal ganz wichtig zu betonen, dass es auch weitere und andere Symptome gibt, die für, aber auch gegen eine chronische Erkrankung des Darms sprechen können.
Der Weg der Diagnose einer chronische Darmerkrankung kann, abhängig, um welche chronische Darmerkrankung des Darm es sich handelt, durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen und sich sogar über mehrere Monate ziehen. Hier ist also nicht nur eine gute ärztliche Beratung gefragt, sondern auch leider ein wenig Geduld.
In der Regel wird Dein Hausarzt zu Beginn einige Proben von Dir haben möchten. Viele Symptome im Magen-Darm-Bereich können auch harmloser Natur sein. Eine Infektion kann ebenso heftige Durchfälle, Bauchschmerzen und Übelkeit auslösen, wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Letztere kann, in Bezug auf welche Nahrungsmittelunverträglichkeit es sich handelt – zum Beispiel eine Glutenunverträglichkeit, im Blut nachgewiesen werden. Sollten die Untersuchungsergebnisse negativ sein, wird weiter geforscht.
Die nächsten Schritte können weitere Tests zur Bestimmung einer eventuellen Nahrungsmittelunverträglichkeit sein. Diese Tests auf Lactose, Glucose oder Fructose können ein weiteres Indiz für die anhaltenden Symptome sein. Bei den drei Tests handelt es sich um sogenannte Atemtests. Die entsprechende Substanz (Lactose, Glucose oder Fructose) wird in flüssiger Form getrunken und anschließend werden die Atemgase über einen mehrstündigen Zeitraum, ähnlich wie bei einem Alkoholtest, gemessen. Sollte der Test positiv ausfallen, so kann durch die bewusste Ernährungsumstellung ein weitestgehend symptomfreies Leben geführt werden.
Sollten diese Tests nichts zur Diagnose beigetragen haben, so ist der nächste Schritt eine Magen- sowie Darmspiegelung. Bei dieser Untersuchung können insbesondere die Erkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa diagnostiziert werden, da sich das kranke Gewebe des Darms hervorragend durch das Koloskop untersuchen und feststellen lässt.
Die Erkrankung des Reizdarms ist hingegen eine Ausschlussdiagnose. Sind alle vorrangigen Tests und Untersuchungen negativ, so bekommt man meistens die Diagnose des Reizdarms gestellt.
Ganz wichtig ist hier auch nochmal zu erwähnen, dass die Reihenfolge der Untersuchungen und Diagnosen, je nachdem welche Symptomatik vorliegt, auch verschieden sein kann.
Dieser Blogbeitrag soll lediglich zur Information und Aufklärung über chronische Darmerkrankung beitragen, er soll nicht zur Selbstdiagnose führen. Wenn Du der Meinung bist, dass Du an einer chronischen Darmerkrankung leiden könntest, so suche bitte einen Arzt oder eine Ärztin auf. Sie werden speziell auf Dich und Deine Bedürfnisse beziehungsweise Symptome eingehen und Dir Hilfe leisten.
Gehirn, Psyche und chronische Darmerkrankung
Doch was kann ich selbst machen? Vor Aufregung nichts essen zu können oder in stressigen Situationen das Gefühl zu haben, ganz dringend eine Toilette aufsuchen zu müssen oder ein bestimmtes Bauchgefühl. Dass das Gehirn und der Darm tatsächlich miteinander verbunden sind, ist in der Forschung nicht gerade neu.
Unter dem Begriff der Darm-Hirn-Achse kann diese bestehende Verbindung näher betrachtet werden. Unser Nervensystem kann in das zentrale Nervensystem und das periphere Nervensystem unterteilt werden. Das vegetative Nervensystem, als Bestandteil des peripheren Nervensystems, steuert die wichtigen körperlichen Funktionen wie die Verdauung, Atmung oder den Stoffwechsel. Über den Vagusnerv kommunizieren Darm und Gehirn miteinander. So kann es durchaus passieren, dass unser Gehirn in Stresssituationen die Atmung sowie die Verdauung ankurbelt, was in stressbedingtem Durchfall resultieren kann.
Ganz wichtig ist hierbei zu wissen, dass es sich bei allen chronischen Darmerkrankungen, auch insbesondere bei einem Reizdarm, um eine körperliche Erkrankung handelt, die eine psychische Erkrankung zur Folge haben kann. Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass Personen, die an chronischen Darmerkrankungen leiden, ein höheres Risiko haben, an einer Depression zu erkranken. Aber auch Angststörungen und Panikattacken sind bei Betroffenen häufig vorzufinden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Betroffene auf ihre mentale Gesundheit achten und erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung bewusst wahrnehmen.
Der richtige Umgang mit einer chronisch Darmerkrankung sowie mögliche Therapiemaßnahmen
Der richtige Umgang mit einer chronischen Darmerkrankung ist entscheidend. Ein großes Problem bei chronischen Darmerkrankungen ist die Gesellschaft. Gerade Themen wie Durchfall und Verstopfung werden heute noch als Tabuthemen angesehen und kaum Menschen sprechen öffentlich über diese Themen. Deshalb ist es umso wichtiger, sich mit solch einer Erkrankung so wenig wie möglich einzuschränken, auch wenn das leichter klingt als gedacht.
Wie eben schon erwähnt, sind chronische Erkrankungen, insbesondere die Erkrankung des Reizdarms, eine körperliche und auch ernstzunehmende Erkrankung, die eine psychische Erkrankung zur Folge haben kann. Suche Dir also sehr gerne psychologische Hilfe und schäme Dich nicht davor!
Obwohl in den meisten Fällen keine Heilung möglich ist, gibt es entscheidende Faktoren, die den Verlauf der Erkrankung beeinflussen können.
Bei Darmerkrankungen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Auch hier gibt es keine pauschale Antwort auf die Frage, was Dir und Deinem Körper gut tut und was eben nicht. Es kann aber vermehrt beobachtet werden, dass gerade Menschen, die am Reizdarm Typ Durchfall leiden, weniger Beschwerden haben, wenn sie sich nach der FODMAP Diät ernähren. FODMAP steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole. Dies ist eine besondere Ernährungsform, die den Darm unterstützen soll.
Nicht zuletzt können natürlich auch einige Medikamente bei Durchfall sowie Verstopfung helfen, um ein wenig mehr Lebensqualität zurück zu bekommen und um ein weitestgehend normales Leben zu führen.
Ganz wichtig: Du allein entscheidest. Achte auf Deinen Körper und wie Du Dich fühlst. Es ist völlig okay, Termine auch abzusagen und Zeit für sich selbst zu nehmen! Lass Dich da auf keinen Fall von Deinem Umfeld stressen. So wie Du das für Dich entscheidest, ist das gut so! Aber eine Selbstmedikation ist auch keine Alternative, such Dir Unterstützung.
Achtsamkeit, Meditation und chronische Darmerkrankung
Solltest Du an einer chronischen Erkrankung des Darms leiden, so könnte Meditation und Achtsamkeit eine Möglichkeit für Dich sein, um mit der Erkrankung besser umzugehen. Nimm Dir bewusst Zeit für Dich und Deinen Körper in Deinem Alltag. Gerade das Thema Entschleunigung kann sich positiv auf Deine Erkrankung auswirken.
Der Vorteil von Meditation ist, dass Du Deinen Körper und die Signale, die er Dir sendet, besser verstehen und einordnen kannst. Meditation sorgt nicht nur für Gelassenheit und mehr Entspannung, sie reduziert auch Angst, innere Unruhe und Stress.
Viele Betroffene einer chronischen Darmerkrankung haben ein regelrechtes Gedankenkarussell, welches sie täglich begleitet. Dabei kommen Fragen auf wie “Wie meistere ich den Alltag heute am besten?“, “Morgen habe ich einen wichtigen Termin. Was passiert, wenn mein Darm morgen nicht mitspielt und ich den Termin erneut kurzfristig absagen muss?” oder “Ich befinde mich an einem unbekannten Ort. Wo finde ich die nächste Toilette?“. All diese Fragen können das Leben der Betroffenen stark einschränken.
Gerade Meditation kann helfen, einmal bewusst abzuschalten und die Gedanken loszulassen und im Hier und Jetzt zu sein. Durch das Konzentrieren auf die Atmung kann eine bessere Verbindung zwischen Deiner Psyche und Deinem Körper hergestellt werden. Du kannst lernen, Signale, die Dein Körper Dir gibt, besser einzuschätzen, um so besser durch den Alltag zu kommen. Dein Körper lernt nicht nur, Stress bewusst wahrzunehmen, sondern auch, wie Du diesen vielleicht vermeiden kannst. Du wirst mehr mit Deinem Körper vertraut und verstehst für Dich selbst, was eine Stresssituation für Deinen Körper sein kann und wie Du diese vielleicht bewusst vermeiden kannst.
Aber auch an dieser Stelle nochmal ein Disclaimer: Meditation und Achtsamkeit ersetzen nicht die medizinische Behandlung beim Arzt, genauso kann es die Erkrankung nicht heilen. Achtsamkeit und Meditation kann Dir beim Umgang mit der Erkrankung und Deinem Körper helfen, sie ist also kein Allheilmittel bei einer Erkrankung.
Achtsamkeitsübung bei chronischer Darmerkrankung
Bei der MBSR handelt es sich um ein Programm, welches auf dem Prinzip der Achtsamkeit basiert und so zur Reduktion von Stress beitragen soll. Die Buchstaben stehen für Mindfulness-Based-Stress Reduction. Das Programm wurde von Jon Kabat-Zinn entwickelt. Er ist Professor für Achtsamkeitsmeditation und lehrt und forscht an der Massachusetts Medical School in Worcester in den USA. Ziel ist es, mit dem Programm an einer Stressreduktion zu arbeiten, um stressbedingte Symptome einer körperlichen und psychischen Erkrankung etwas einzudämmen. Aber auch Personen, die eine Veränderung in ihrem von Stress geprägten Leben vornehmen möchten, sind im Kurs stets willkommen.
Das Programm erstreckt sich über mehrere Wochen, in denen verschiedene Übungen wiederholt durchgeführt werden, um mehr Achtsamkeit im Alltag zu erreichen. Übungselemente sind unter Anderem der Body-Scan. Dabei wird der eigene Körper etwa 45 Minuten lang in einem Spiegel betrachtet, um an einer achtsamen Körperwahrnehmung zu arbeiten. Yogaübungen sind ebenfalls ein wichtiges Element dieses Programms. Bei der sogenannten Gehmeditation werden verschiedene Atemübungen beim Gehen durchgeführt, um zu lernen, wie langsame Bewegungen achtsam durchgeführt werden. Dies wird auch in der Sitzmeditation gelehrt. Beim Breathing-Space geht es um das Erlernen einer kurzen Achtsamkeitsübung, die aufgrund ihrer Länge vor circa drei Minuten perfekt in den späteren Alltag und auch über das mehrwöchige Programm hinaus integriert werden kann.
All diese Übungen können zu einem bewussteren und gesünderen Leben führen und den Umgang mit einer körperlichen oder psychischen Erkrankung erleichtern.
Sollte diese Achtsamkeitsübung bei einer chronischen Darmerkrankung Dein Interesse geweckt haben, so schau am besten im Internet nach, ob in Deiner Nähe Kurse angeboten werden. Für Betroffene, die eventuell Schwierigkeiten damit haben, das Haus zu verlassen, werden die Kurse auch online angeboten. Manche Krankenkassen übernehmen sogar die Teilkosten für solch einen Kurs, je nachdem, wie die Vorgeschichte des jeweiligen Betroffenen aussieht.
Online meditieren mit der Mindclub App zur Risikominderung bei chronischen Damenerkrankungen
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