Neuste Studien haben gezeigt, dass wir in Gesprächen bis zu 93 Prozent nonverbal kommunizieren, um unsere Emotionen zu verdeutlichen. Dementsprechend versuchen wir unserem Gegenüber vermehrt über unsere Körpersprache, Mimik und Tonfall zu zeigen, was wir fühlen. Jedoch vergessen wir dabei oft, dass Worte einen viel höheren Schaden anrichten können. In diesem Artikel geht es deshalb um gewaltfreie Kommunikation als eine Möglichkeit, Konflikte während des Gespräches zu lösen und auch die Wahrnehmung über unsere eigene Gefühle und Bedürfnisse zu steigern.
Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Der 06. Oktober markiert den Tag der gewaltfreien Kommunikation. An diesem Tag wird der Geburtstag des amerikanischen Psychologen Marshall Bertram Rosenberg gefeiert, dem Begründer dieser Kommunikationstechnik. In seiner Arbeit untersuchte Rosenberg, inwiefern Sprache zur Gewaltförderung beiträgt. Durch das Anwenden der gewaltfreien Kommunikation sollen Konflikte gelöst werden, indem Schuldzuweisungen und Streitigkeiten vermieden werden, wohingegen Respekt und Empathie gegenüber des Gesprächspartners bestärkt werden sollen.
Die 4 Schritte zur Gewaltfreien Kommunikation
Stell dir vor Du wartest die ganze Nacht vergeblich auf deinen Partner/-in beziehungsweise auf dein Kind, bis es Nachhause kommt, obwohl ihr eine bestimmte Uhrzeit ausgemacht hattet. Nach langem Warten legst du dich ins Bett. Am nächsten Tag stellst du diese Person zur Rede.
“Na, wo hast du dich gestern Nacht wieder rumgetrieben? Du tust immer nur das, was du willst. Wie immer. Wegen dir konnte ich nicht einmal richtig schlafen und bin jetzt total müde.”
Dieses Gespräch wird höchstwahrscheinlich zu einem Streit führen, da dem Gegenüber ein Vorwurf gemacht wird. Rosenberg spricht in diesem Zusammenhang von der Wolfssprache. Denn dem Gegenüber wird die Täterrolle zugewiesen, weshalb dieser eine Abwehrhaltung einnehmen wird.
Diesem Konflikt könnten wir ganz einfach aus den Weg gehen und trotzdem unsere eigenen Gefühle klar kommunizieren. Rosenberg hat hierfür die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation definiert. Nun gehen wir das oben genannte Beispiel noch einmal durch. Dieses Mal wenden wir die sogenannten Giraffensprache an, die friedvollere Alternative.
Im ersten Schritt beobachten wir die vorliegende Situation, ohne jegliche Bewertungen. Das Gespräch könnten wir wie gefolgt beginnen: “Du bist gestern später Nachhause gekommen und hast mir nicht Bescheid gegeben.”
Im zweiten Schritt nehmen wir unsere eigenen Emotionen wahr und kommunizieren diese. “Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht und dachte etwas Schlimmes sei passiert.”
Im dritten Schritt bildet sich aus dem Gefühl ein Bedürfnis, welcher so lauten könnte: “Ich möchte wissen, wann du Nachhause kommst, damit ich beruhigt bin.”
Zu guter Letzt wird eine Bitte ausgesprochen, die sich aus dem Bedürfnis heraus gebildet hat. Dabei ist es wichtig, dass der Wunsch nicht wie eine Forderung klingt. “Bitte gib mir das nächste Mal bescheid, falls du dich verspätest.”
Warum ist es wichtig gewaltfrei zu kommunizieren?
Die Gewaltfreie Kommunikation trägt dazu bei, Konflikte zu lösen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, um Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Dadurch wird die zwischenmenschliche Beziehung bestärkt, da wir die Sichtweise des Anderen versuchen einzunehmen, zu verstehen und zu respektieren. Daraufhin folgt eine transparente Kommunikation der eigenen Gefühle und Bedürfnisse, wodurch der Fokus auf uns selbst gelegt wird. Dies geht mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein einher, denn das klare Kommunizieren unserer Gefühle und Bedürfnisse verdeutlicht, dass wir zu uns stehen. Als Ergebnis sind wir im Gleichgewicht mit uns selbst und steigern dadurch unsere allgemeine Lebensqualität.
Achtsamkeit: Der Grundbaustein gewaltfreier Kommunikation
Unter anderem wird der Begriff Achtsamkeit als der Zustand im Hier und Jetzt definiert, bei dem unsere Wahrnehmung urteilsfrei und bewusst stattfindet. Wenn wir nun achtsamer mit uns selbst und unserer Umwelt umgehen möchten, müssen zunächst die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrgenommen werden, ohne diese zu bewerten. Dadurch kann Raum für die eigene Reaktion geschaffen werden. Demnach legt Achtsamkeit die Grundlage für gewaltfreie Kommunikation. Beispielsweise hilft uns Achtsamkeit in Gesprächssituationen, nicht direkt auf Anreize zu reagieren, welche durch indirekte Vorurteilsbildung entstehen. Es hilft, unserem Gegenüber achtsam zuzuhören und achtsam zu kommunizieren, wodurch Streitigkeiten vermieden werden können.
Umsetzung Gewaltfreier Kommunikation im Alltag
Schon die kleinste Veränderung im Alltag kann eine große Wirkung haben. Wichtig ist es, sich mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen vertraut zu machen. Diese folgenden Fragen können Dir dabei helfen.
1) Welcher Konflikt stört mich? Welche Beobachtungen habe ich dabei gemacht?
2) Was ist der Auslöser des Konflikts?
Nun fokussierst Du dich nur auf deine Gefühle. Welche Gefühle werden in mir ausgelöst?
3) Welche meiner Bedürfnisse werden nicht erfüllt?
4) Nun werden einmal alle Antworten zusammengefügt:
Ich habe beobachtet _____________.
Dabei fühle ich mich _____________, weil mir mein Bedürfnis nach _____________ sehr wichtig ist.
Deshalb wäre es lieb, wenn Du (das nächste Mal) _____________.
5) Nun wartest Du auf den richtigen Moment, um mit der Person zu reden.
Während der Konfliktsituation ist es von besonderer Bedeutung, vermehrt auf die Wortwahl zu achten. Ausdrücke wie “Du musst…” oder “Du sollst…” können ganz leicht durch “Ich wünsche mir, dass Du…” ersetzt werden. Die Schriftstellerin Daphne du Maurier sagte einst: „Ein freundliches Wort kostet nichts, und dennoch ist es das Schönste aller Geschenke.“ Ein Geschenk, was wir nicht nur anderen Menschen machen, sondern auch uns selbst.
Weitere Links für Dich:
Gewaltfreie Kommunikation – Gewaltfreie Kommunikation (gfk-info.de)
Leseprobe – Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation München e.V. (gewaltfrei-muenchen.de)
Achtsamkeit und Gewaltfreie Kommunikation | Integrale Meditation (integrale-meditation.de)
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