Achtsamkeitspraxis

Veröffentlicht am
16 Oktober 2020
Zuletzt aktualisiert
16 Dezember 2023

Höher, schneller, weiter – die heutige Zeit bringt viele Herausforderungen mit sich und erfordert vor allem hohe mentale Leistung. Das führt dazu, dass viele Menschen denken, sie müssten noch mehr an einem Tag erledigen, noch mehr arbeiten, noch mehr Sport treiben, noch mehr lernen. Achtsamkeitspraxis: Weniger tun, tiefer durchatmen und Pausen machen – klingt das nicht viel gesünder?

Achtsamkeitspraxis

Vermag es die Achtsamkeitspraxis, uns dabei zu unterstützen, unsere mentale Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder vielleicht sogar zu steigern? Der Forschung zufolge lautet die Antwort auf diese Frage: Ja, das kann sie. Achtsamkeitsmeditation verbessert nachweislich die mentale Leistungsfähigkeit in vielerlei Hinsicht. Im Folgenden wird näher auf diese Verbesserungen eingegangen.

Achtsamkeit während des Essens: ein Mädchen, das Früchte und Gemüse isst und sich entspannt.

Verbessertes Arbeitsgedächtnis und weniger Multitasking

Eine Studie von Levy et al. (2011) hat die Wirkung von Achtsamkeitsmeditation auf Multitasking und die generelle Leistungsfähigkeit im Büroalltag untersucht. An der Studie nahmen Mitarbeitende aus Personalabteilungen an einem achtwöchigen Kurs teil, der sich auf achtsame Meditation konzentrierte.

Es konnte gezeigt werden, dass Teilnehmende, die die Meditationspraxis durchlaufen hatten, sich deutlich besser an bereits erledigte Aufgaben erinnern konnten, länger ihren Fokus aufrechterhalten konnten und weniger häufig zwischen verschiedenen Aufgaben wechselten. Ergänzend zu diesen Studienergebnissen konnten Basso et al. (2018) zeigen, dass bereits eine täglich geführte Meditation von etwa 13 Minuten die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen und die Leistungen des Arbeitsgedächtnisses verbesserten. Folglich hat sich somit auch das Integrieren kurzer Meditationseinheiten als lohnenswert erwiesen.

Weniger Gedankensprünge und verbesserter Fokus

Brewer et al. (2011) haben den Effekt von Meditation auf das Phänomen des Mind-Wanderings untersucht. Mind-Wandering beschreibt den Zustand, in dem unsere Gedanken von einem Reiz zum nächsten wandern. Frühere Forschungsarbeiten (Raichle et al., 2001) konnten zeigen, dass Mind-Wandering mit der Aktivität des sogenannten „Default Mode Networks” (DMN) des Gehirns zusammenhängt. Dies ist eine Gruppe von Gehirnregionen, die vor allem während Ruhephasen und beim Nichtstun aktiv ist.

Brewer et al. (2011) konnten mittels Magnetresonanztomografie (ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Gehirnaktivität) nachweisen, dass die Gehirnregionen des Default-Mode Networks bei regelmäßig Meditierenden signifikant weniger aktiv waren als bei Personen, die nicht meditierten. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Meditation dabei hilft, das Herumspringen von Gedanken zu reduzieren und sich besser auf eine Sache konzentrieren zu können. Zeidan et al. (2010) konnten zeigen, dass bereits vier Tage à 20 Minuten Meditationspraxis bei Personen ohne jegliche Meditationserfahrung zu Verbesserungen der Aufmerksamkeit führen können.  

Altersbedingten Abbauprozessen entgegenwirken

Gard, Hölzel und Lazar (2013) haben 12 Studien zu den Effekten von Meditation auf den altersbedingten Abbau von kognitiven Fähigkeiten untersucht. Hierzu wurden zum Großteil ältere Erwachsene untersucht. Achtsamkeitstraining war vor allem verbunden mit verbesserter Aufmerksamkeit, während andere Formen der Meditation außerdem auch zu besserer Gedächtnisleistung und schnellerer Verarbeitungsgeschwindigkeit führten.

Newberg et al. (2010) untersuchten gezielt 15 Personen mit Gedächtnisproblemen. Die Probleme reichten von leicht ausgeprägten Erinnerungsschwierigkeiten bis zu diagnostizierten Alzheimer Erkrankungen. Wie bei der oben genannten Studie von Brewer et al. (2011) wurde auch hier die Aktivität des Default-Mode Networks untersucht, da diese Gehirnregionen bei Alzheimer-Erkrankungen beeinträchtigt sind. Die Studie konnte zeigen, dass nach einem achtwöchigen Meditationstraining viele Gehirnareale, die Teil des DMN sind, stärker durchblutet wurden. Dies gibt Anlass zu der Annahme, dass Meditation sogar neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer entgegenwirken kann.

Stressreduktion durch Meditation

Goyal et al. (2014) werteten 47 Studien hinsichtlich der Wirksamkeit von Meditation auf das Stressempfinden aus. Diese Studien untersuchten Menschen mit Erkrankungen wie Depressionen, Krebs, HIV, aber auch Menschen ohne Diagnose, sowie Elternteile und Angestellte. Durchschnittlich nahm das Stressempfinden der Testpersonen mit Meditationspraxis stärker ab, als das jener Personen, die nicht meditiert hatten. Die meisten der Meditationsprogramme wurden sogar nur über einige Wochen hinweg durchgeführt und konnten so schon nach geringer Zeit den Stress abbauen.

Wolever et al. (2012) haben insbesondere die Auswirkungen von Meditation auf stark gestresste Arbeitnehmende untersucht. Nach der Durchführung eines 12-wöchigen Achtsamkeitstrainings, das sich speziell auf Achtsamkeit am Arbeitsplatz bezog, gaben die Testpersonen an, deutlich weniger gestresst zu sein. Dies galt nicht nur für Achtsamkeitstrainings vor Ort, sondern auch für online stattfindende Kurse.

Achtsamkeitspraxis – ein täglicher Push für deine mentale Leistung!

Meditation kann uns in diesen stressbehafteten Zeiten nicht nur als hilfreiches Tool zur Stressbewältigung dienen, sondern sogar zur Steigerung unserer Leistungsfähigkeit führen. Sie hilft uns, Stress abzubauen und fokussierter zu arbeiten. Auch unserem Gedächtnis können wir mit achtsamkeitsbasierten Meditationen auf die Sprünge helfen. Außerdem stärkt Meditation zusätzlich die mentale Gesundheit. Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass Achtsamkeitsmeditation generell die mentale Leistungsfähigkeit verbessert und die mentale Stärke fördert. Hierzu bedarf es keines gravierenden Aufwandes – bereits wenige Minuten täglich bewirken einen Unterschied und können uns hinsichtlich der Aufrechterhaltung und Steigerung unserer mentalen Leistungsfähigkeit unterstützen.

Weiterlesen

Wenn du dich mehr für das Thema von achtsamkeitsbasierten Elementen im Sport interessierst, dann haben wir hier einen interessanten Beitrag für dich! Wir sehen uns dort!

Hören statt lesen

Wenn du mehr zum Thema MSBR und MBCT als Achtsamkeitspraxis wissen möchtest, schau doch mal bei unserer Podcast Folge mit Petra und Jörg Meibert vorbei!

https://www.arte.tv/de/videos/104841-004-A/welche-macht-haben-gedanken/

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Quellen

Basso, J. C., McHale, A., Ende, V., Oberlin, D. J., & Suzuki, W. A. (2019). Brief, daily meditation enhances attention, memory, mood, and emotional regulation in non-experienced meditators.   Behavioural Brain Research, 356, 208–220. https://doi.org/10.1016/j.bbr.2018.08.023

Brewer, J. A., Worhunsky, P. D., Gray, J. R., Tang, Y.-Y., Weber, J., & Kober, H. (2011). Meditation experience is associated with differences in default mode network activity and connectivity. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 108(50), 20254–20259. https://doi.org/10.1073/pnas.1112029108

Gard, T., Hölzel, B. K., & Lazar, S. W. (2014). The potential effects of meditation on age-related cognitive decline: A systematic review. Annals of the New York Academy of Sciences, 1307, 89–103. https://doi.org/10.1111/nyas.12348

Goyal, M., Singh, S., Sibinga, E. M. S., Gould, N. F., Rowland-Seymour, A., Sharma, R., Berger, Z., Sleicher, D., Maron, D. D., Shihab, H. M., Ranasinghe, P. D., Linn, S., Saha, S., Bass, E. B., & Haythornthwaite, J. A. (2014). Meditation programs for psychological stress and well-being: A systematic review and meta-analysis. JAMA Internal Medicine, 174(3), 357–368. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2013.13018

Levy, D. M., Wobbrock, J. O., Kaszniak, A. W., & Ostergren, M. (2011). Initial results from a study of the effects of meditation on multitasking performance. In D. Tan, S. Amershi, B. Begole, W. A. Kellogg, & M. Tungare (Eds.), Proceedings of the 2011 annual conference extended abstracts on Human factors in computing systems – CHI EA ’11 (p. 2011). ACM Press. https://doi.org/10.1145/1979742.1979862

Mason, M. F., Norton, M. I., van Horn, J. D., Wegner, D. M., Grafton, S. T., & Macrae, C. N. (2007). Wandering minds: The default network and stimulus-independent thought. Science (New York, N.Y.), 315(5810), 393–395. https://doi.org/10.1126/science.1131295

Newberg, A. B., Wintering, N., Khalsa, D. S., Roggenkamp, H., & Waldman, M. R. (2010). Meditation effects on cognitive function and cerebral blood flow in subjects with memory loss: A preliminary study. Journal of Alzheimer’s Disease : JAD, 20(2), 517–526. https://doi.org/10.3233/JAD-2010-1391

Tan, D., Amershi, S., Begole, B., Kellogg, W. A., & Tungare, M. (Eds.) (2011). Proceedings of the 2011 annual conference extended abstracts on Human factors in computing systems – CHI EA ’11. ACM Press. Wolever, R. Q., Bobinet, K. J., McCabe, K., Mackenzie, E. R., Fekete, E., Kusnick, C. A., & Baime, M. (2012). Effective and viable mind-body stress reduction in the workplace: A randomized controlled trial. Journal of Occupational Health Psychology, 17(2), 246–258. https://doi.org/10.1037/a0027278

Zeidan, F., Johnson, S. K., Diamond, B. J., David, Z., & Goolkasian, P. (2010). Mindfulness meditation improves cognition: Evidence of brief mental training. Consciousness and Cognition, 19(2), 597–605. https://doi.org/10.1016/j.concog.2010.03.014

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