Digitale Achtsamkeit – falls du dich fragst, wie das geht und wie auch du es schaffst, digital zu meditieren, dann bist du hier genau richtig! Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen!
Die Digitalisierung ist eingekehrt
Seit einigen Jahren hat die Digitalisierung im privaten Umfeld, aber auch am Arbeitsplatz, Einzug gefunden. Viele Berufszweige haben sich fundamental verändert, andere Zweige wurden neu geschaffen und einige sind vom Markt verschwunden. Um in der modernen Arbeitswelt den Anschluss zu halten, ist es für viele Unternehmen zur zentralen Aufgabe geworden, im Bereich der Computertechnik auf dem neuesten Stand zu bleiben und eine Vernetzung zu ermöglichen. Deshalb behandeln wir in diesem Artikel das Thema digitale Achtsamkeit.
Neue Herausforderungen für Arbeitgebende und Arbeitnehmende
Doch nicht nur Arbeitgebende stehen in Zeiten von Industrie 4.0, wie die Digitalisierung oft beschrieben wird, vor einer neuen Herausforderung, sondern auch die Arbeitnehmenden. Zentrale Herausforderungen, die sich ergeben, sind erhöhte Anforderungen an die eigene (Weiter-)Bildung, die Veränderung ganzer Produktionsketten, die Angst vor ständiger Erreichbarkeit (Klammer et al., 2017) und eine generell schneller fortlaufende Entwicklung innerhalb des Arbeitsmarktes (Chobanova & Kocarev, 2019).
Lebenslanges Lernen für die Zusammenarbeit mit neuer Technik
Obwohl viele Arbeitnehmende durch neue Technologien Arbeitsplatzverlust fürchten, ist dies selten der Fall – Arbeitsplätze werden zumeist nicht durch Automatisierungsprozesse ersetzt, sondern verändert (Arnold et al., 2016). Durch diese Veränderung ist es von großer Bedeutung, dass Arbeitgebende und Arbeitnehmende Arbeitsplätze anpassen und sich weiterbilden können. Der Begriff des lebenslangen Lernens bekommt durch die Digitalisierung eine neue Bedeutung – es ist wichtig, mit neuen Technologien zusammenarbeiten zu können.
Die ständige Erreichbarkeit – ein Problem unserer Zeit.
Durch die Industrie 4.0 hat sich auch die Form des Arbeitens verändert – hin zu einer erhöhten räumlichen Flexibilität. Während dies offensichtliche Vorteile durch einerseits ortsunabhängiges Arbeiten und eingesparte Arbeitswege bietet, kann es auch hier zu Belastungen für die Arbeitnehmenden kommen. Vor allem die Angst vor ständiger Erreichbarkeit und die erschwerte Zusammenarbeit mit Kolleg:innen werden von Angestellten häufig als Kritikpunkte hervorgebracht (Klammer et al., 2017).
Doch nicht nur im Homeoffice, auch am Arbeitsplatz und im privaten Umkreis selbst spielt die ständige Erreichbarkeit durch berufliche und private Geräte eine große Rolle. Der Mensch sieht sich ständig neuen Reizen ausgesetzt, überprüft auch in Pausenzeiten berufliche Mails und verteilt seine Aufmerksamkeit auf mehrere Arbeitsschritte gleichzeitig. Arbeitnehmende sind so schnell mit Informationen überlastet und können schlechter abschalten.
Einbußen von Aufmerksamkeit durch das Smartphone
Psychologe Adrian F. Ward fand in einer seiner Studien heraus, dass bereits die bloße Anwesenheit eines Smartphones erhebliche Einbußen in kognitiver Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Außerdem konnte Ward zeigen, dass Versuchspersonen zu bearbeitende Aufgaben als einfacher einschätzten, wenn das Smartphone möglichst weit weg lag (Ward et al., 2017). Van Velthoven und Kollegen (2018) haben die Einbußen in kognitiver Leistungsfähigkeit weiter spezifiziert und konnten feststellen, dass Smartphone-Nutzung vor allem zu einer verminderten Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsproblemen führen kann.
Der Umgang mit den neuen Herausforderungen: Die Achtsamkeitspraxis
Entscheidend ist, wie man mit diesen neuen Herausforderungen umgeht und möglichen negativen Auswirkungen neuer Technologien entgegenwirkt. Ein Weg, der in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit erfahren hat, ist die Achtsamkeitspraxis. Dass beispielsweise auch Meditation positive Auswirkungen auf geistige wie auch körperliche Vorgänge hat, ist inzwischen mehrfach wissenschaftlich belegt worden. Auch bei Belastungen aus dem Arbeitskontext ist Achtsamkeit ein vielversprechender Ansatz.
Was bedeutet Achtsamkeit? Nun, für Achtsamkeit, oder auf Englisch mindfulness, gibt es viele Definitionen. Während das Konzept ursprünglich dem Buddhismus entstammt und so viel bedeutet wie „reflektierendes Bewusstsein” (Buddhadasa, 2017) ist es inzwischen auch in der westlichen Welt angekommen. Jon Kabat-Zinn, einer der Vorreiter der Achtsamkeitspraxis, definiert Achtsamkeit als „eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, bewusst, im jetzigen Moment, und ohne zu urteilen” (Kabat-Zinn et al., 2019).
Akzeptanz zur Steigerung der Resilienz
Ein zentrales Element der Achtsamkeit ist die Akzeptanz. Kropp und Sedlmeier (2019) konnten in ihrer Studie zeigen, dass sich durch Achtsamkeitspraxis (hier in Form eines Body-Scans) die Akzeptanz der Teilnehmenden steigern ließ. Eine gesteigerte Fähigkeit zur Akzeptanz hilft, in einer zunehmend überwältigenden digitalen Welt resilient und bereit für neue Herausforderungen zu bleiben. Über die gesteigerte Akzeptanz hinaus stellten Kropp und Sedlmeier (2019) außerdem fest, dass die Durchführung des Body-Scans die Konzentrationsfähigkeit steigerte.
Bessere Emotionsregulation durch Achtsamkeit
Verglichen mit zwei anderen Entspannungsmethoden konnten die Autor:innen der Studie zudem zeigen, dass die Achtsamkeitsübung am stärksten mit verbesserter Emotionsregulation zusammenhing. Wenn es darum geht, mit aufkommendem Frust durch eine von Digitalisierung veränderte Arbeitswelt umzugehen, kann dies ein zentrales Element darstellen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass der Body-Scan den Teilnehmenden dabei half, besser mit mangelnden oder auch zu starken Emotionen umzugehen.
Mehr Leistungsfähigkeit im Job
Ein weiterer, ganz zentraler Vorteil der Achtsamkeitspraxis ist die verbesserte Leistungsfähigkeit im Job. Psychologische Forschungsarbeiten haben einen positiven Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Arbeitsleistung feststellen können (Dane & Brummel, 2013). Insbesondere auch der Einfluss von achtsamen Führungskräften auf ihre Mitarbeitenden ist bereits in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Es gibt Evidenz dafür, dass achtsamere Führungskräfte auch leistungsstärkere, besser an das Unternehmen gebundene und zufriedenere Mitarbeitende betreuen (Reb et al., 2014). Somit sollten auch Arbeitgebende abwägen, ob die Förderung von Achtsamkeit nicht helfen kann, negativen Auswirkungen der Digitalisierung entgegenzuwirken.
Lies mehr zu dem Thema achtsame Führung in unserem Beitrag!
Achtsamkeits-Apps
Ein Vorteil des technischen Fortschritts ist, dass sie neben einigen potenziellen Belastungen auch großes Potenzial mit sich bringt – Achtsamkeit lässt sich auch über digitale Wege stärken. Um eine Routine aufzubauen, eignen sich Apps auf dem Smartphone – sie helfen, die neue Praxis in den Alltag zu integrieren und können die Nutzer:innen auch an die Durchführung erinnern. Vorteile von digitalen Ansätzen sind der vereinfachte Zugriff auf Inhalte, die effiziente Nutzbarkeit und einfache Möglichkeiten, ein Programm zu standardisieren (Mrazek et al., 2019).
Digitale geführte Meditationen
Was Apps nicht bieten können, ist die persönliche Betreuung, die oft nötig ist, um mögliche Problemfelder oder Verständnisschwierigkeiten zu identifizieren und aufzulösen. Hierzu ist ein angeleiteter Einstieg in das Thema empfehlenswert. Trainer:innen können auf Teilnehmende individuell eingehen und sich einer Gruppe oder einzelnen Personen auch anpassen. Auch hier hat die Digitalisierung einen erleichterten Zugang geschaffen – Achtsamkeitstrainings müssen nicht zwangsläufig vor Ort als Gruppe stattfinden, sondern sind auch online durchführbar. Dabei sind geführte, digital angeleitete Meditationen wirksamer als ungeführte Meditationen vor Ort (Spijkerman et al., 2016). Auch das ist digitale Achtsamkeit.
Digitale Achtsamkeit – Eine Herausforderung, aber auch eine Chance
Ob in der Arbeitszeit, der Mittagspause oder nach Feierabend – Interessierte können sich dank neuen Technologien unkompliziert zusammenfinden und den Belastungen der Digitalisierung auf einem digitalen Weg vorbeugen. So paradox sich das auch anhört. Digitalisierung kann beides zugleich sein: Eine Herausforderung, aber auch eine Chance – wenn man sie zu nutzen weiß.
Dieser Artikel in Kürze
- Die Digitalisierung bringt viele neue Herausforderungen mit sich
- Die Form des Arbeitens hat sich verändert: Lebenslanges Lernen ist die Devise, um den Umgang mit den neuesten Technologien zu lernen
- Das Problem der ständigen Erreichbarkeit ist ein neuer unumgänglicher Stressfaktor
- Wir büßen Aufmerksamkeit und Konzentration durch Smartphonenutzung ein
- Eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis kann für den Umgang mit den neuen Herausforderungen helfen
- Digitale Achtsamkeit fördert Akzeptanz und steigert so Resilienz im Umgang mit Stress
- Aufmerksamkeitsfördernde Übungen erhöhen die Leistungsfähigkeit im Job
- Eine fokussierte Wahrnehmung lässt sich auch digital erreichen: über Apps, oder mit online geführten Meditationen
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