Panikattacken

Veröffentlicht am
17 Mai 2023
Zuletzt aktualisiert
16 Dezember 2023

Panikattacken treten plötzlich auf und führen zu einem intensiven Zustand von Angst, der einige Minuten anhält und dann wieder verschwindet. Wie Panikattacken entstehen, wodurch sie aufrechterhalten werden und wie Meditation im Umgang mit Panikattacken helfen kann, erfährst Du in diesem Artikel.

Was sind Panikattacken?

Bei Panikattacken handelt es sich um kurze Episoden intensiver Angst, die sich sowohl durch körperliche als auch emotionale Symptome äußern können. Innerhalb von 10 bis 15 Minuten erreicht eine Panikattacke meist ihren Höhepunkt und klingt dann langsam wieder ab. Treten diese Zustände plötzlich und wiederkehrend auf und gehen sie mit mindestens vier Symptomen einher, so spricht man laut DSM-V, einem weltweit anerkannten Klassifikationssystem für psychische Störungen, von einer Panikstörung. Die Panikstörung kann wiederum der Gruppe der Angststörungen zugeordnet werden. Panikattacken können isoliert oder auch im Rahmen anderer psychischer Störungen, wie zum Beispiel der sozialen Angststörung oder der Krankheitsangststörung (Hypochondrie) auftreten.

Panikattacken – Symptome

Die Symptome, die mit einer Panikattacke einhergehen können, sind vielfältig und können sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene auftreten. Die am häufigsten berichteten Symptome sind Herzrasen, Hitzewallungen, Beklemmungsgefühle in der Brust und Zittern. Weitere Symptome, die im Zuge einer Panikattacke auftreten können, sind:

  • Schwitzen
  • Kurzatmigkeit, Atemnot
  • Erstickungsgefühle
  • Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden
  • Schwindel, Benommenheit
  • Kälteschauer
  • Taubheits- oder Kribbelgefühle
  • Derealisation oder Depersonalisation
  • Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
  • Angst, zu sterben
Ein Mann, der an Panikattacken leidet und auf einem Sofa sitzt.

Diagnose einer Panikstörung

Bei der Diagnose einer Panikstörung muss allerdings ausgeschlossen werden, dass die Symptome nicht durch eine tatsächliche organische Ursache, also einen medizinischen Krankheitsfaktor ausgelöst werden. Die Häufigkeit von Panikattacken können zwischen Personen stark variieren. Während einige Personen täglich oder wöchentlich darunter leiden, berichten andere beispielsweise von monatlich auftretenden Panikattacken.

Wesentliche Charakteristika von Panikattacken sind, dass sie plötzlich auftreten und kein eindeutiger Auslöser festzumachen ist. Das hat bei vielen Betroffenen ein Vermeidungsverhalten zur Folge. Das heißt, Situationen, in denen vormals eine Panikattacke aufgetreten ist, werden in der Zukunft vermieden. Auch, wenn dieses Verhalten zunächst plausibel ist und den Leidensdruck von Personen mit Panikattacken vermeintlich kurzzeitig reduziert, kann es negative Auswirkungen auf den Störungsverlauf haben, indem der Leidensdruck sich bei Betroffenen durch zusätzliche private und berufliche Probleme verstärkt.

Panikattacken – Ursachen und Entstehung

In der psychologischen Forschung bestehen verschiedene Theorien und Modelle, die versuchen, die Entstehungsbedingungen und die Aufrechterhaltung von Panikattacken zu erklären.

Das kognitive Modell der Panikstörung

Ein weit verbreitetes Modell stammt von David Clark (1986). Das „kognitive Modell der Panikstörung” basiert auf der Annahme, dass Panikattacken durch einen kognitiven Aufschaukelungsprozess entstehen und in einem Teufelskreis der Panik münden. Dabei wird ein interner oder externer Reiz, zum Beispiel der Anstieg der eigenen Herzfrequenz, als bedrohlich interpretiert. Betroffene denken also beispielsweise, einen Herzinfarkt zu erleiden, was zu einer großen Besorgnis über die eigene Gesundheit führen kann. Die bedrohliche Interpretation und die daraus resultierende Sorge kann zu weiteren Symptomen, wie zum Beispiel Zittern, Atemnot oder Schwitzen führen. Die Wahrnehmung dieser werden wiederum als besorgniserregend interpretiert und Betroffene finden sich in einem Teufelskreis der Panik wieder. Erst nach einigen Minuten nehmen die Körpersensationen ab und die Panikattacke lässt nach.

Das Biopsychosoziale Modell

Auf die Frage, wieso Menschen im Laufe ihres Lebens an Panikattacken oder einer Panikstörung leiden, gibt es – wie so oft in der Psychologie – keine einheitliche und allgemeingültige Antwort. Die Ursachen können interindividuell unterschiedlich sein. In den wenigsten Fällen kann das Auftreten von Panikattacken auf einen einzigen ursächlichen Faktor zurückgeführt werden. Stattdessen wirkt sich oft das Zusammenspiel biologischer, sozialer und psychologischer Aspekte auf die Entstehung von Panikattacken aus.

Auf psychosozialer Ebene werden Panikattacken häufig durch frühe Traumata in der Kindheit, wie zum Beispiel sexuellem Missbrauch oder den Tod von nahestehenden Personen begünstigt. Auf biologischer Ebene wird diskutiert, welche Rolle bestimmte Neurotransmitter bei der Entstehung von Panikattacken spielen. Oftmals werden die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin im Zusammenhang mit der Frage nach den Ursachen von Panikattacken genannt. Allerdings ist die Frage, inwiefern diese Neurotransmitter bei der Panikstörung eine Rolle spielen, noch nicht abschließend geklärt.

Aufrechterhaltung von Panikattacken

Wie Du bereits erfahren hast, kommt es bei Patienten mit einer Panikstörung oftmals zu einem Vermeidungsverhalten. Das heißt, es werden Situationen gemieden, in denen in der Vergangenheit bereits Panikattacken aufgetreten sind. Dieses Verhalten kann jedoch erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Auf der einen Seite grenzen Menschen sich zunehmend von ihrem sozialen Umfeld ab. Auch im beruflichen Kontext kann es zu Problemen kommen, wenn Personen aufgrund der Angst, eine erneute Panikattacke zu erleiden, ihrer Arbeit nicht mehr wie gewohnt nachgehen können. Zum anderen fungiert Vermeidung, wie man es in der Psychologie bezeichnet, als negative Verstärkung. Das heißt, es findet ein einfacher Lernmechanismus statt:

Wenn ich mich zurückziehe, wird die Angst weniger und ich bekomme keine Panik.”

Obwohl dieses Verhalten zwar über kurze Zeit zu einer Reduktion der Symptomatik führen kann, geht es langfristig mit negativen Konsequenzen einher. Die Isolation vom sozialen Umfeld kann den Leidensdruck von Betroffenen zunehmend verstärken. Die Angst vor der Konfrontation mit anderen Menschen und ungewohnten Situationen wird immer stärker, was sich wiederum negativ auf die Panik-Symptome auswirkt. Daher sollte die Behandlung von Panikstörungen, vor allem die Psychotherapie, darauf abzielen, Personen mit angstauslösenden Reizen zu konfrontieren, um so zu einer Symptomreduktion beizutragen und Patienten zu einem gesunden Umgang mit den Symptomen der Angst zu befähigen.

Behandlung von Panikattacken

Es gibt verschiedene Methoden, um Panikstörungen wirksam zu behandeln: Medikamentöse Behandlung und Psychotherapie stellen die gängigsten Wege dar. Auch Achtsamkeitsmeditation hat sich im Umgang mit Panik bewährt. Die verschiedenen Verfahren sowie deren Vor- und Nachteile stellen wir Dir im Folgenden vor.

Medikamente

Viele Betroffene begeben sich zunächst in hausärztliche Behandlung, da die Sorge besteht, dass die panikartige Symptomatik beispielsweise durch ein Herzleiden herbeigeführt wird. Oftmals werden hier Medikamente verschrieben, ohne dass eine psychiatrische Abklärung oder psychotherapeutische Behandlung erfolgt. Psychopharmaka eignen sich zwar zur Ergänzung einer Psychotherapie, sollten aber nicht ohne weitere Abklärung verschrieben werden.

Oftmals werden sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) eingesetzt – umgangssprachlich auch als Antidepressiva bezeichnet. SSRIs erhöhen die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin an den Synapsen des zentralen Nervensystems, was die Intensität und Häufigkeit von Panikattacken reduzieren kann.

Häufig werden auch sogenannte Benzodiazepine zur Behandlung von Panikattacken eingesetzt. Sie werden zu den Schlaf- und Beruhigungsmitteln gezählt und haben eine dämpfende Funktion auf das zentrale Nervensystem. Sie werden vor allem zur kurzfristigen Behandlung verordnet, sind aber mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln. Zahlreiche Studien legen nahe, dass der Einsatz von Benzodiazepinen bei Panikattacken zwar eine schnelle Wirkung erzielt und sie meist gut verträglich sind, sie jedoch ein hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen und es nach Absetzen der Medikation häufig wieder zu einem Anstieg in der Intensität und Häufigkeit der Panikattacken kommt (Quagliato, 2018). Dieser Effekt wird auch bei der Gabe von SSRIs vermutet. Daher ist es ratsam, sich zusätzlich zu einer Medikation mit Antidepressiva oder Benzodiazepinen, falls diese überhaupt erforderlich sind, in psychotherapeutische Behandlung zu begeben.

Psychotherapie

Psychotherapie stellt zunächst die Methode der Wahl dar, um Panikattacken zu behandeln. Es gibt verschiedene Formen der Psychotherapie, die mit unterschiedlichen Methoden arbeiten und bei gewissen Störungsbildern mehr oder weniger geeignet sind. Welche Therapieformen es gibt und in welchen Fällen sie wirksam sind, kannst Du hier nachlesen: Therapieformen.

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie werden die zugrundeliegenden kognitiven Schemata identifiziert. Anschließend wird ein Umlernvorgang in Gang gebracht. Aber was bedeutet das genau?

Patienten mit einer Panikstörung neigen dazu, körperliche Erregung, wie zum Beispiel einen erhöhten Herzschlag oder Schwitzen als bedrohlich zu interpretieren. Das heißt, ein schnellerer Puls wird mit einer bevorstehenden Panikattacke oder einer Bedrohung für das eigene Leben assoziiert, statt ihn auf eine normale Reaktion bei körperlicher Anstrengung zurückzuführen.

Eine Methode der kognitiven Verhaltenstherapie ist die interozeptive Exposition, bei der Patienten unter therapeutischer Begleitung mit angstauslösenden Körpersymptomen konfrontiert werden. Dabei werden Betroffene beispielsweise aufgefordert, Treppen zu steigen und so einen Anstieg der Herzfrequenz herbeizuführen. Die veränderten Körperempfindungen, welche normalerweise mit Panik assoziiert werden, werden beobachtet, bis eine Gewöhnung eintritt und die Symptome wieder nachlassen. Wird diese Übung regelmäßig wiederholt, tritt ein Effekt des Umlernens ein: Die Symptome werden künftig nicht mehr als bedrohlich interpretiert, sondern können beobachtet werden, bis sie schließlich von selbst wieder abklingen. Die wertfreie Beobachtung und Annahme von gegenwärtigen, körpereigenen Empfindungen ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Achtsamkeitsmeditation.

Meditation

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Meditation eine wirksame und vielversprechende Ergänzung für die Behandlung von Panikattacken darstellt. In einer Studie von Boettcher et al. (2014) wurde die Wirksamkeit von internetbasierten Achtsamkeitsübungen bei Patienten mit einer Panikstörung untersucht. Versuchspersonen mit einer Panikstörung wurden randomisiert auf zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe durchlief das Achtsamkeitsprogramm, die andere Gruppe bekam lediglich die Möglichkeit, sich in einem Online-Diskussionsforum auszutauschen. Bei den Probanden, die Achtsamkeitsmeditation durchführten, konnte eine stärkere Reduktion der Angstsymptome und eine Verbesserung der Lebensqualität beobachtet werden.

Auch in Kombination mit einer psychopharmakologischen Behandlung besitzen achtsamkeitsbasierte Verfahren das Potenzial, Symptome der Angst und Depression langfristig zu reduzieren (Borah et al. 2010). Die Studienlage lässt allerdings darauf schließen, dass sich die Durchführung von Achtsamkeitsmeditation zur Behandlung von Panikattacken in Kombination mit Psychotherapie empfiehlt.

Daher: Wenn Du unter Panikattacken leidest, solltest Du Dich unbedingt in therapeutische Behandlung begeben. Trotzdem kannst Du Dein Wissen und Deine Erfahrungen bezüglich Achtsamkeitsmeditation vertiefen und die Symptome der Angst reduzieren, Dein Wohlbefinden steigern und weitere Vorteile der Achtsamkeit kennenlernen!

Ein Mädchen, das draußen Meditation macht, um Symptome der Angst zu reduzieren.

Panikattacken – Häufige Fragen

  • Was sind Panikattacken?
    Bei Panikattacken handelt es sich um plötzliche und unvorhersehbare Zustände intensiver Angst, welche ihren Höhepunkt nach 10-15 Minuten erreichen und anschließend wieder von selbst abklingen. Panikattacken können sich durch verschiedene Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Erstickungsgefühle äußern.
  • Was ist eine Panikstörung?
    Bei einer Panikstörung handelt es sich um eine Angststörung, die durch wiederholte und plötzlich auftretende Panikattacken gekennzeichnet ist. Die Panikattacken treten unvorhersehbar und ohne direkt ersichtlichen Auslöser auf. Patienten mit einer Panikstörung weisen oftmals ein Vermeidungsverhalten auf, was bedeutet, dass sie Situationen, in denen bereits eine Panikattacke aufgetreten ist, in der Zukunft meiden.
  • Wie behandelt man Panikattacken?
    Zur Behandlung von Panikattacken oder einer Panikstörung hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als wirksam erwiesen. Dabei werden dysfunktionale Gedanken- und Verhaltensmuster identifiziert und verändert. Ergänzend können Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Benzodiazepine herangezogen werden. Auch Meditation eignet sich, um die Psychotherapie zu ergänzen und besser mit der Angst umgehen zu können.

Achtsamkeitsbasierte Verfahren

Du hast nun einen guten Überblick darüber, was Panikattacken sind, wie sie entstehen und wie Dir Achtsamkeitsmeditation helfen kann, besser mit der Panik umzugehen sowie die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren. Wenn Du wissen möchtest, welche Methoden es gibt, Achtsamkeit in Deinen Alltag zu integrieren, solltest Du bei unserem Artikel zu Achtsamkeitsbasierten Verfahren vorbeischauen!

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Quellen

Boettcher, Johanna et al.: Internet-Based Mindfulness Treatment for Anxiety Disorders: A Randomized Controlled Trial, in: Behaviour Therapy, Ausgabe 45/2014, S. 241-253. Borah, Kim et al.: Effectiveness of a mindfulness-based cognitive therapy program as an adjunct to pharmacotherapy in patients with panic disorder, in: Journal of Anxiety Disorders, Ausgabe 24/2010, S. 590-595. Kabat-Zinn, Jon et al.: Effectiveness of a Meditation-Based Stress Reduction Program in the Treatment of Anxiety Disorders, in: American Journal of Psychiatry, Ausgabe 149/1992, S. 936-943. Kim, Min Kuk et al.: Impact of Mindfulness-Based Cognitive Therapy on Intolerance of Uncertainty in Patients with Panic Disorder, in: Psychiatry Investigation Journal, Ausgabe 13/2016, S. 196-202 Sunderland, Matthew et al.: Assessing DSM-IV symptoms of panic attack in the general population: An item response analysis, in: Journal of Affective Disorders, Ausgabe 143/2012, S. 187-195 Sy Atezaz, Saeed/Cunningham, Karlene/Bloch, Richard M.: Depression and Anxiety Disorders: Benefits of Exercise Yoga, and .Meditation, in: American Family Physician, Ausgabe 99/2019, S. 620-627.

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