Bist du auf der Suche nach einem Therapieplatz, aber hast keine Ahnung, welche Therapieformen es überhaupt gibt und welche die geeignetste für dich ist? Dann bist du hier genau richtig! Wir geben dir einen Überblick über alles, was du wissen musst. Viel Spaß beim Lesen!
Welche Therapieformen gibt es?
In der Psychotherapie gibt es grundlegend vier Richtlinienverfahren:
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- (Kognitive) Verhaltenstherapie
- Psychoanalytische Therapie
- Systemische Therapie
Diese werden je nach Art der psychischen Erkrankung(en), den Behandlungszielen sowie der persönlichen Präferenz einer betroffenen Person gewählt. Üblicherweise werden die Kosten für diese vier Therapieformen auch von der Krankenkasse übernommen.
Um dir zu zeigen, welche am besten für dich und deine Situation geeignet ist, geben wir dir im Folgenden eine Übersicht über alle vier Richtlinienverfahren!
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (auch psychodynamische Therapie genannt) ist eine der Therapieformen, die aus der Psychoanalyse entstanden ist. Bei dieser versucht ein:e Psycholog:in, die Gründe für die heutigen dysfunktionalen Denk- und Verhaltensweisen seines/seiner Patient:in durch dessen Vergangenheit zu begründen. Im Unterschied zur Psychoanalyse wird jedoch der Fokus auf den einen „zentralen Konflikt” gelegt, der den Auslöser für die heutigen Schwierigkeiten in Bezug auf die Lebensführung darstellt. Anschließend werden Ziele formuliert, wie ein:e Patient:in in Zukunft mit diesem Konflikt umgehen möchte.
Der oder die Therapeut:in kann dabei Ratschläge und Hilfestellungen geben, die dem oder der Patient:in bei der Bewertung von vergangenen Situationen helfen. Durch eine solche Therapie soll der betroffenen Person eine Auswahl an Hilfsmittel in den Alltag mitgegeben werden, die ihm/ihr nachhaltig bei der Bewältigung von neu aufkommenden, schwierigen Situationen unterstützen.
Eine Therapieeinheit dauert dabei in der Regel 50 Minuten lang, wobei sich Patient:in und Therapeut:in gegenüber jeweils auf einem Stuhl sitzend unterhalten. Zudem finden pro Woche ein bis zwei Therapiesitzungen statt, je nachdem welchen Bedarf ein:e Patient:in bzw. welche Kapazität ein: Therapeut:in vorweisen kann.
(Kognitive) Verhaltenstherapie
Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass das Verhalten von Menschen durch Beobachtung und anschließendes Trainieren dieses Verhaltens erlernt werden kann. Auf dieser Tatsache aufbauend wäre es auch möglich, ein erlerntes Verhalten zu verlernen. In der Psychotherapie spricht man dabei von dysfunktionalen Verhaltensmustern, die sich, wenn sie zu viel Platz im Leben einer Person einnehmen und somit zu starken Beeinträchtigen im Alltag führen, zu einer psychischen Erkrankung entwickeln können. Diese dysfunktionalen Verhaltensmuster müssen anschließend wieder verlernt werden, um den Alltag einer betroffenen Person wieder zu normalisieren.
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) einer Depression wird beispielsweise davon ausgegangen, dass auf negative Gedanken negative Gefühle folgen. Demnach müsste man die Bildung dieser negativen Gedanken bzw. die emotionale Reaktion auf diese durch gezielte Psychotherapie abschwächen, um eine Verhaltensänderung hervorzurufen. Die ursprüngliche Verhaltenstherapie wird somit um die Faktoren Gefühle und Gedanken erweitert, um eine genauere Erklärung für das Verhalten einer Person zu finden.
In Begleitung zu dieser KVT können auch „SSRI” (Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) eine Form von Antidepressiva verschrieben werden. Diese schränken, wie der Name schon verrät, die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin ein, was dazu führt, dass das Gehirn vermehrt in der Lage ist, neue Denk- und Verhaltensmuster zu erlernen.
In einer (kognitiven) Verhaltenstherapie erarbeitet ein:e Patient:in demnach neue Denk- und Verhaltensweisen, die ihm dabei helfen, mit schwierigen Situation oder Belastungen in seinem Leben umzugehen. Das Ziel ist es, nachhaltige Strategien zu entwickeln, um auch nach einer erfolgreichen Therapie das Entwickeln einer erneuten Erkrankung zu verhindern.
Die Dauer solch einer Verhaltenstherapie beträgt in der Regel 50 Minuten pro Therapiesitzung und sollte mind. ein Mal pro Woche durchgeführt werden, um eine nachhaltige Änderung im Verhalten der betroffenen Person zu bewirken.
Psychoanalytische Therapie
Die Psychoanalyse, entwickelt von Sigmund Freud, ist die älteste aller Therapieformen. Bei dieser wird davon ausgegangen, dass heutige „unbewusste” Gefühle deshalb existieren, da die Auslöser für diese verdrängt wurden. Bei diesen Auslösern handelt es sich um ungelöste Konflikte und Erlebnisse aus der Vergangenheit eines Menschen, meist jedoch aus dem Kindesalter.
Ziel dieser Therapiemethode ist es, diese Konflikte aufzudecken und sie anschließend gemeinsam mit einem/einer Therapeut:in zu verarbeiten. Dabei werden häufig Methoden wie die „freie Assoziation” oder die „Traumdeutung” angewandt. Die Traumdeutung soll beispielsweise den Zusammenhang zwischen Träumen und der persönlichen Lebensgeschichte herstellen.
Durchgeführt wird diese Art der Therapie grundsätzlich im Liegen auf einer Couch oder einem Sofa. Der/Die Therapeut:in sitzt jedoch auf einem Stuhl und ist ausgehend vom Platz des/der Patient:in nicht zu sehen, nur zu hören. Das soll den/der Patient:in dazu anregen, sich ganz auf seine Gedanken und seine Gefühle einzulassen und über diese zu berichten, ohne sich von seiner/ihrer Umgebung beeinflussen zu lassen.
Die Psychoanalyse ist dabei nur für Patient:innen geeignet, die eine hohe Bereitschaft zur Selbstanalyse besitzen und sich über einen längeren Zeitraum mit bis zu drei Therapiesitzungen pro Woche motivieren können. Die Dauer jeder Therapieeinheit bestimmen der/die Patient:in und der/die Therapeut:in in gemeinsamer Absprache.
Systemische Therapie
Wie der Name es schon vermuten lässt, betrachtet die systemische Therapie den Menschen als Teil eines Systems. Das System bezeichnet dabei das soziale Umfeld einer Person. Dieses kann dabei alle Bereiche des Lebens (Arbeit, Familie & Freunde, …) umspannen oder nur eines dieser Bereiche behandeln. In jedem Fall muss das Umfeld eine negative Auswirkung auf die Gedanken und Gefühle einer betroffenen Person haben, der dann versucht, diese Belastungen durch die verschiedensten Handlungen zu kompensieren.
So könnte beispielsweise eine Essstörung entstehen, wenn von den Eltern während der Erziehung das Bild entstanden ist, dass eine Person dünn zu sein hat, ansonsten würden andere Personen sie meiden. Aber auch Suchterkrankungen oder psychosomatische Erkrankungen können eine Art der Kompensation sein, um besser mit dem als fehlerhaft oder belastend wahrgenommenem sozialen Umfeld zurechtzukommen.
Das Vorgehen bei der systemischen Therapie könnte so aussehen, dass man sich mit einem/einer Therapeut:in eine Aufstellung des genannten Systems mit Figuren oder anderen Symboliken erstellt. Dadurch kann dieses Umfeld besser analysiert werden und auf Basis dessen eine Erklärung für die „kompensierenden” Verhaltensweisen gefunden werden. Anschließend können diese systembezogenen Verhaltensweisen umgedeutet und neue Grundannahmen und Sichtweisen bezogen auf das soziale Umfeld ermöglicht werden. Somit gelingt es einem/einer Therapeut:in, die dysfunktionalen Verhaltensweisen einer betroffenen Person aufgrund der Erklärung der Unangemessenheit dieser in Bezug zu dem System zu ändern.
Die Dauer einer systematischen Therapie beträgt 50 Minuten pro Therapieeinheit und kann sowohl als Einzel- als auch als Gruppentherapie (Einbezug von z. B. Familienmitgliedern aus dem System) durchgeführt werden. Aber auch hier sollte mindestens ein Mal pro Woche an einem Therapietermin teilgenommen werden, um eine nachhaltige Besserung der Symptomatik zu erzielen.
💡Psychotherapie gesetzliche Krankenkasse
Von den gesetzlichen Krankenkassen werden jedoch auch die Kosten von weiteren Therapieformen übernommen. Dazu gehören die Gesprächstherapie, die Paar- oder Familientherapie oder auch die EDMR zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen. Wichtig für die Kostenübernahme ist jedoch, dass eine seelische Erkrankung bzw. eine Störung „mit Krankheitswert” bei der betroffenen Person vorliegt. Die Kosten für das Behandeln von z. B. leichten Stimmungsschwankungen, die nicht der Klassifikation eines psychischen Störungsbilds entsprechen oder die Behandlung durch einen Heilpraktiker werden nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.
Therapieformen: Gruppentherapie oder Einzeltherapie
Therapien und die verschiedenen Therapieformen können nicht nur als Einzeltherapie, sondern auch als Gruppentherapie zusammen mit anderen Betroffenen von psychischen Erkrankungen stattfinden. Zudem ist es auch üblich, dass eine Kombinationsbehandlung aus Einzel- und Gruppentherapie durchgeführt wird. Diese Art der Therapie eignet sich insbesondere dann, wenn mehrere Störungsbilder gleichzeitig vorliegen.
Beispielsweise könnte ein:e Betroffene:r mit einer Zwangsstörung in der Einzeltherapie eine Exposition mit Reaktionsverhinderung zur Bekämpfung seiner Zwangssymptome durchlaufen und zusätzlich an einer Gruppentherapie teilnehmen, um seine soziale Phobie und die dahinterliegenden Ängste durch die Kommunikation mit anderen Betroffenen besser zu verstehen und erste korrigierende Erfahrungen zu machen.
💡Unterschied Beratung und Therapie
Der Unterschied zwischen Therapie (den Therapieformen) und psychologischer Beratung besteht darin, dass Therapien zur Behandlung von psychischen Störungen, wie Depressionen oder Angststörungen eingesetzt werden. Psychologische Beratung hingegen beschreibt die Behandlung von anderen psychischen Belastungen wie Probleme in der Partnerschaft oder bei der Erziehung von Kindern. Solche Belastungen können erst mit einer Psychotherapie behandelt werden, wenn aus ihnen eine psychische Erkrankung hervorgeht.
Welche Therapieformen gibt es noch?
Neben den vorher beschriebenen vier Richtlinienverfahren gibt es noch ein weit größeres Spektrum an anderen Therapieformen. Diese werden jedoch meist als Ergänzung und nur selten als einzelnes Therapiekonzept für psychische Erkrankungen herangezogen.
Wir geben dir im Folgenden eine Auflistung einiger dieser Therapieformen:
Was ist Lichttherapie?
Lichttherapie ist eine der Therapieformen, bei denen Patient:innen Kunstlicht ausgesetzt werden, das von einer Lampe erzeugt wird und mindestens 2.500 Lux (optimal wäre jedoch 10.000 Lux) beträgt. Die Entfernung zu dieser Lampe sollte dabei ca. 80 Zentimeter betragen. Die Therapie wird sowohl in psychotherapeutischen Praxen in Begleitung eines/einer Therapeut:in, als auch Zuhause durch die betroffene Person selbst durchgeführt.
Sie wird besonders bei Patient:innen mit einer saisonal bedingten Depression (auch Winterdepression genannt) angewendet, da diese in den Herbst- und Wintermonaten durch fehlendes Sonnenlicht einen Mangel an Serotonin vorweisen. Dieser wirkt sich anschließend negativ auf die Stimmung aus. Allerdings können die Beschwerden von 60 bis 90 % der Betroffenen nach einer zwei- bis dreiwöchigen Behandlung mit der Lichttherapie merklich reduziert werden.
Was ist Ergotherapie?
Ziel einer Ergotherapie ist es, Patient:innen mit einer Erkrankung, ob physischer, psychischer oder psychosomatischer Natur, zu einem normalen Alltagsleben zurück zu verhelfen. Gemeint sind dabei beispielsweise Personen, die einen Schlaganfall oder eine Querschnittlähmung als Folge eines Unfalls erlitten haben, aber auch Personen, die durch starke Suchterkrankungen (Drogen- oder Medikamentenabhängigkeiten) Hilfe bei der Rehabilitation in ihr „altes” Leben benötigen.
Solche Erkrankungen gehen oft mit Einschränkungen körperlicher oder geistiger Fähigkeiten einher. Bei einer Ergotherapie wird daher der Fokus auf die jeweiligen Behinderungen der betroffenen Person gelegt und versucht, diese zu bekämpfen. Solche Behinderungen können von einer leichten Konzentrations- und Gedächtnisschwäche bis hin zu Lähmungen oder anderen Bewegungseinschränkungen variieren.
Bei der Behandlung werden demnach, falls möglich, entweder alte Handlungsweisen erneut erlernt oder alternative Lösungsmöglichkeiten zum Führen eines autonomen Lebens ermöglicht.
Therapieformen, wie Ergotherapien werden meist stationär im Krankenhaus zur besseren Beobachtung des/der Patient:in, besonders wenn sich dieser in einem kritischen medizinischen Zustand befindet. Sollte es die Situation allerdings zulassen sind auch Behandlung in teilstationären Einrichtungen wie einer Tagesklinik möglich.
Was ist Entspannungstherapie?
Entspannungstherapien beschreiben Verfahren/ Therapieformen, die einer betroffenen Person dabei unterstützen, seine körperliche sowie geistige Anspannung bzw. Unruhe lösen zu können. Hervorgerufen werden solche Anspannungen meistens durch langanhaltende stressige Phasen z. B. auf der Arbeit oder im Studium, bei denen Betroffene zusätzlich oft unter hohem Leistungsdruck stehen. Solche Phasen können zu Schlaf- und Konzentrationsproblemen im Alltag, aber auch zu Angststörungen oder dem sogenannten Burnout führen, sollten die Symptome für diese nicht früh genug erkannt werden.
Die Entspannungstherapie versucht der Entstehung solcher Symptome entgegenzuwirken bzw. sie abzuschwächen. Verstanden werden darunter achtsamkeitsbasierte Methoden wie die Meditation, aber auch Muskelentspannungsübungen wie Yoga oder das Autogene Training gehören zu typischen Entspannungsverfahren. Um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, müssen diese Methoden allerdings regelmäßig und möglichst ohne Zwang ausgeführt werden. Der oder die Betroffene muss diese Übungen also aus freiem Willen durchführen, nur so erreicht diese:r ein Gefühl von Entspannung und Gelassenheit.
Was ist Kreative Therapie?
Kreative Therapieformen, wie die Kunst- oder Musiktherapie, verfolgen das Ziel, einfache Denkvorgänge, die Eigen- und Fremdwahrnehmung und damit die Freude an kleinen Dingen im Leben einer Person zu reaktivieren bzw. zu stärken.
Besonders hilfreich sind diese Therapieformen z. B. bei der Behandlung von schweren depressiven Episoden, da Betroffene dieser Erkrankung oft ihren gesamten Lebensmut und damit auch die Beziehung zu ihrem vorherigen Alltag verloren haben. Durch diese Art der Therapie können sie jedoch wieder anfangen, erste Alltagsroutinen aufzubauen und langfristig wieder in ein normales Leben zurückzufinden.
Kreative Therapieformen werden besonders in (teil-)stationären Einrichtungen wie Tageskliniken eingesetzt, da dort die Voraussetzung des gemeinsamen Austauschs mit anderen Personen vorherrscht. Diese Kommunikation kann den Genesungsweg eines Patienten ebenfalls unterstützen, da dieser sieht, dass er mit seinen Sorgen nicht allein ist. Somit kann diese unter den Therapieformen auch ein Gefühl der Geborgenheit bei betroffenen Person auslösen.
Welche Therapie brauche ich?
Welche Therapieformen nun am besten für dich und deine individuelle Situation geeignet sind, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist allerdings, dass wenn du Symptome einer psychischen Erkrankung erkennst, du unbedingt eine psychotherapeutische Praxis aufsuchen solltest. Mit dem/der dort praktizierenden Therapeut:in kannst du dann gemeinsam entscheiden, welche Therapie am besten zu dir passt.
Also mach dir keine Sorgen, du findest eine Lösung!
Soziale Phobie
Du weißt nun, welche generellen Therapieformen es gibt und wie diese aufgebaut sind. Hast du denn auch Interesse, mehr über psychische Störungsbilder wie der sozialen Phobie zu erfahren? Dann haben wir den passenden Beitrag für dich. Wir sehen uns dort!
Online meditieren mit der Mindclub App
Wenn du das Meditieren selbst ausprobieren willst, heißen wir dich in unserer Mindclub App herzlich willkommen. Bequem von Zuhause aus kannst du an einer unserer zahlreichen von Expert:innen geleiteten live Meditation-Sessions oder Audio-Meditationen teilnehmen.
Wir freuen uns auf dich!