Zwangsstörung

Veröffentlicht am
11 Januar 2023
Zuletzt aktualisiert
16 Dezember 2023

Zwangsstörungen zeichnen sich durch wiederholende Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen aus, die Betroffene oft als quälend bezeichnen. Welche Ursachen und Symptome diese Krankheit besitzt und wie sie behandelt werden kann, erfährst Du in unserem Beitrag!

Was ist eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung (im Englischen auch OCD genannt) ist eine psychische Krankheit, die sich durch ungewollte, sich ständig wiederholende Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen auszeichnet. Betroffene empfinden Zwangsgedanken als so quälend, dass sie bestimmte Zwangshandlungen, auch Zwangsrituale genannt, ausführen müssen, um ihren inneren Druck zu lindern.

Zwänge werden dabei häufig von unrealistischen Bedenken oder Befürchtungen hervorgerufen, die nur selten von den Betroffenen selbst als solche erkannt werden. Diese Symptome führen je nach Ausprägung zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag einer Person wie z. B. im persönlichen, familiären aber auch im beruflichen Umfeld.

💡Zwangsstörung nach ICD

Nach der ICD 11 (Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme”) werden Zwangsstörungen in 3 Kategorien unterteilt:

  • Zwangsstörung mit mittelmäßiger bis guter Krankheitseinsicht (6B20.0)
    Die betroffene Person ist in der Lage, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass ihre störungsspezifischen Überzeugungen nicht wahr sind. Sie ist bereit, eine alternative Erklärung für ihre Erfahrungen zu akzeptieren. Diese Spezifizierung kann immer noch angewandt werden, wenn die Person zu bestimmten Zeiten (z. B. wenn sie sehr ängstlich ist) keine Einsicht zeigt.
  • Zwangsstörung mit schlechter bis fehlender Krankheitseinsicht (6B20.1)
    Die meisten bis alle Betroffenen sind davon überzeugt, dass ihre störungsspezifischen Überzeugungen wahr sind. Sie können keine alternative Erklärung für ihre Erfahrungen akzeptieren. Der Mangel an Einsicht, den ein Betroffener zeigt, ist dabei in Abhängigkeit zum empfundenen Angstniveau.
  • Zwangsstörung, nicht näher bezeichnet (6B20.Z)

Zwangsstörung Ursachen

Bei Zwangsstörungen sind, wie bei den meisten psychischen Erkrankungen, die Ursachen nicht nur durch die Biografie einer Person zu begründen, sondern auch durch ihre Genetik. Wie stark das Verhältnis zwischen diesen beiden Faktoren genau ist, kann aufgrund der Komplexität eines Menschen als Kontrollobjekt nur schwer erforscht werden.

Allerdings lassen sich bei Betroffenen einer Zwangsstörung häufig folgende Ursachen feststellen:

  • Die Persönlichkeit des Individuums
    Beispielsweise haben Personen mit einer von Geburt an sensiblen Persönlichkeit ein signifikant höheres Risiko, eine Zwangsstörung zu entwickeln.
  • Emotional belastende Erfahrungen in der Kindheit
    Vor allem in der frühkindlichen Entwicklungsphase, indem wir Menschen am meisten von unseren Erlebnissen geprägt werden, können diese den größten Schaden anrichten. Beispiele für solche Erlebnisse könnten der Tod eines oder einer nahen Angehörigen, ein Missbrauchsfall, aber auch die Scheidung der eigenen Eltern sein. Das Erlebnis richtet sich jedoch nach dem subjektiv empfundenen Ausmaß des Ereignisses. Somit muss der Tod eines oder einer Angehörigen nicht zwangsläufig eine Zwangsstörung auslösen.
  • Emotional belastende Erfahrungen im jugendlichen und Erwachsenenalter
    Auch nach der Kindheit können persönliche Erfahrungen das Entwickeln einer Zwangsstörung begünstigen. Der Verlust der Arbeit, die eigene Scheidung oder das Überleben von schweren Unfällen können emotional belastende, vielleicht sogar traumatische Ereignisse sein (Exkurs: posttraumatische Belastungsstörung).
  • Die Erziehung der Eltern
    Vor allem der Erziehungsstil der Eltern kann einen großen Einfluss haben, da dieser dem Kind eine erste Richtung gibt, wie man sich „richtig” zu verhalten hat. Beispielsweise sind das Ausüben von Leistungsdruck oder das übermäßige Kritisieren von Fehlern typische Verhaltensweisen, die Betroffene über ihre Eltern berichten. Diese können dazu führen, dass sich das Kind aus Angst, einen Fehler zu machen, in Zukunft ängstlicher im Umgang mit den Aufgaben, die an es gestellt werden oder dem Austausch im sozialen Umfeld verhält.
  • Die Erbanlagen des Betroffenen
    Wie auch bei Depressionen ist die Chance, dass man selbst eine Zwangsstörung entwickelt, sollte eines der Elternteile an einer Zwangsstörung leiden, deutlich erhöht. Genauso verhält es sich auch bei ein- oder zweieiigen Zwillingen, wobei die Chance, sollte man ein eineiiger Zwilling sein, höher liegt. Der genetische Einfluss wird wissenschaftlich jedoch als eher gering diskutiert.
  • Beeinträchtigungen im Gehirn
    Auch Einschränkungen im Gehirn wie z. B. die Blockierung spezieller Rezeptoren, die für die Weiterleitung emotionaler Signale verantwortlich sind oder die Überfunktion des Frontallappens im Gehirn, der eine große Rolle im Ausdruck von Gefühlen sowie unserer Persönlichkeiten spielt, können Ursachen für Zwangsstörungen sein. Vorrangig wird jedoch oft eine ungleichmäßige Verteilung des Serotonin-Haushaltes genannt. Serotonin (auch Glückshormon genannt) ist ein Botenstoff, der sich positiv auf unsere Stimmung und beruhigend auf unseren Geist auswirkt. Sollte also ein Serotoninmangel vorliegen, kann dieser zu der Entwicklung einer Zwangsstörung beitragen.

Zwangsstörung Symptome

Die Symptome von Zwangsstörungen können sehr unterschiedlich sein. Bestandteile jeder Zwangsstörung sind jedoch immer entweder Zwangsgedanken und Grübelzwang oder Zwangshandlungen (Zwangsrituale). Meistens treten sogar beide gleichzeitig auf, allerdings ist die Verteilung der beiden Faktoren immer subjektiv auf die Person abgestimmt. So kann eine Person beispielsweise vorrangig Zwangsgedanken haben und zudem nur geringfügig Zeit für Zwangshandlungen aufwenden. Eine andere leidet „nur” an exzessivem Händewaschen, ohne dass ein stundenlanger Grübelzwang diesem vorausgeht.

Zwangsgedanken

Zwangsgedanken sind Bedenken oder Vorstellungen, die intrusiv, das heißt ohne Ankündigung erscheinen und die von betroffenen Personen als gefährlich eingestuft werden. Gefährlich sind sie, da sie gegen die Werteebene der betroffenen Person streben. Eine Person mit hoher emotionaler Intelligenz könnte den Zwangsgedanken: „Was ist, wenn ich meinem Gegenüber ein Messer in den Hals stecke” als bedrohlich empfinden. Nicht nur, weil sie befürchtet, dass diese Gedanken irgendwann einmal in die Tat umgesetzt werden könnten, sondern auch, weil sie denkt, dass ihr soziales Umfeld, sollte es von ihren Gedanken erfahren, sie dafür meiden könnte. Neben Zwangsgedanken kann ebenfalls der Grübelzwang auftreten, welcher im nächsten Kapitel erläutert wird.

Zwangshandlungen

Zwangshandlungen sind sich ständig wiederholende Handlungen, die bei Ausführung zu einer kurzfristigen Linderung der emotionalen Reaktion auf bspw. einen Zwangsgedanken führen. Diese können unbewusst oder bewusst ausgeführt werden. Beispielsweise wird Patient:innen mit vorrangigem Grübelzwang nach Diagnose einer Zwangsstörung erst einmal bewusst, dass sie schon zahlreiche Zwangshandlungen in ihren Alltag integriert haben, ohne es bewusst zu bemerken.

Zwangshandlungen können dabei noch vielseitiger sein als Zwangsgedanken, es ist nur wichtig, dass diese zu einer Linderung des emotionalen Zustands führen. Das Zählen von vorbeifahrenden Autos, repetitives Händewaschen oder auch das Zwinkern mit den Augen in einem bestimmten Rhythmus sind allesamt Zwangshandlungen, um nur einige zu nennen. Betroffene können bis zu 100 verschiedene solcher Zwänge in ihren Alltag integrieren, je nach Schwere der Zwangserkrankung.

Zwangsstörung Beispiele

Beispiele für Zwangsstörungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Jedoch ist jeder betroffenen Person mindestens eine Kategorie zuzuordnen. Wir wollen Dir im Folgenden eine Auflistung der häufigsten Beispiele für Zwangsstörungen geben. Beachte jedoch, dass es auch Zwänge gibt, die hier aufgrund der Seltenheit nicht aufgeführt werden.

Grübelzwang

Beim Grübelzwang wird die betroffene Person von immer wiederkehrenden Gedanken gequält, die ihr einreden, sie hätte einen schlimmen Fehler gemacht, der zu einer gravierenden Änderung seines oder eines anderen Lebens führt. Diese Gedanken kreisen den ganzen Tag im Geist der betroffenen Person, was es fast unmöglich macht, einer anderen Tätigkeit nachzugehen. Schließlich könnten sie einen wichtigen Aspekt noch nicht durchdacht haben. Es ist dabei nur schwer möglich, ihren Geist zu beruhigen.

Beispiel:

  • Ich habe meinen Onkel vor 2 Jahren schlimm beleidigt. Eine Woche danach hat er sich das Leben genommen. Das lag bestimmt nur an mir. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er mit schweren depressiven Episoden diagnostiziert war. Ich muss den gesamten Ablauf nach meiner Beleidigung nochmal komplett rekonstruieren und hinterfragen.

Kontrollzwang

Beim Kontrollzwang hat der oder die Betroffene ständig Angst, einen Fehler zu machen, der sich negativ auf ihn oder andere auswirken kann. Der Kontrollzwang gehört zu den am häufigsten vorkommenden Zwängen.

Eine typische Aussage von Betroffenen ist:

  • Was wäre, wenn ich jemanden mit meinem Auto überfahren habe, ohne es zu wissen?”

Selbst wenn sie von anderen Personen gesagt bekommen, dass sie das sicher nicht getan haben, hilft das nicht, ihre Angst zu lindern. Als Zwangshandlung müssen sie dann nochmal die gesamte Fahrtstrecke abfahren und schauen, ob sie wirklich niemand überfahren haben oder sich bei der Polizei erkundigen, ob ein Unfall auf der Strecke gemeldet wurde. Da sie so ein Worst-Case-Szenario verhindern wollen, müssen sie diese Zwangshandlung immer wieder ausführen und hören erst auf, sobald sie 100%ige Gewissheit zu besitzen glauben. Durch die Ausführung der Zwangshandlung werden die Zwänge jedoch langfristig nur verstärkt, was dazu führt, dass man bei immer mehr Themen des alltäglichen Lebens alles zweimal kontrollieren muss.

Waschzwang

Der Waschzwang lässt betroffene Personen befürchten, dass sie sich mit Krankheitserregern infiziert haben, die zu einer lebensbedrohlichen oder ähnlichen Situation führen können. Zudem haben Betroffene ein ständiges Ekelgefühl, wenn sie alltäglichen Situation wie dem Berühren von Türklinken oder dem Handgeben als Begrüßung nachgehen sollen. Sie versuchen, diese Situationen so gut es geht zu umgehen. Falls das nicht möglich ist, müssen sie anschließend das infizierte Körperteil so oft waschen, bis sie glauben, dieses wäre sauber. Solche Zwänge können auch Hand in Hand mit dem Zählzwang gehen. Beispielsweise muss man sich immer 6-mal die Hände waschen, da dies die Zahl des oder der Betroffenen ist, die das Ekelgefühl neutralisiert.

Zählzwang

Beim Zählzwang leidet die betroffene Person unter ständigen Impulsen, einer bestimmten Zahlenreihenfolge in Gedanken nachzugehen. Beispielsweise müssen sie immer, wenn sie im freien eine Straße mit Autos sehen, bis zu dem elften Auto zählen, da es sich dabei um eine von den Betroffenen als gut oder sicher empfundene Zahl handelt. Diese Zahlen werden allerdings nicht nach mathematischen Mustern gewählt, sondern individuell nach den Vorstellungen der betroffenen Person gewählt. Das Zählen muss dabei nicht unbedingt eine innere Unruhe lösen, es kann einfach aus dem Impuls hinaus geschehen, es tun zu müssen.

Ordnungszwang

Der Ordnungszwang führt dazu, dass betroffene Personen Alltagsgegenstände in einer bestimmten Ordnung oder Symmetrie ordnen müssen.

Beispiel:

  • Bücher auf einem Tisch müssen immer mit einer der Ecken am Tisch abschließen. Wenn das nicht geschieht, kann der oder die Betroffene unter einem starken inneren Druck leiden und sich nur schwer auf andere Aufgaben konzentrieren.

Putzzwang

Beim Putzzwang verspürt der oder die Betroffene den Impuls, Bereiche des täglichen Lebens ständig putzen zu müssen, ohne dass diese wirklich einer Reinigung bedürfen. Das einmalige Reinigen eines Gegenstands reicht dabei meist nicht aus, so können Betroffene z. B. drei Stunden täglich damit verbringen, die Fließen im Bad oder die Kochplatten des Herds zu säubern. Der innere Druck, den die Betroffenen verspüren, wenn sie dieser Tätigkeit nicht nachgehen dürfen, ist ihnen dabei stark anzusehen bzw. zu spüren.

💡Magisches Denken

Zudem haben fast alle Betroffenen die Gewohnheit des magischen Denkens.

Magisches Denken ist eine Form des Denkens, bei der die betroffene Person annimmt, dass ihre Aktionen, Gedanken oder Worte einen Einfluss auf Situationen haben, die augenscheinlich nicht im Geringsten miteinander verbunden sind. Dass diese Art des Denkens nicht rational erscheint, ist den meisten Betroffenen bewusst, allerdings haben sie meist keine andere Wahl als dem Impuls nachzugehen.

Beispiele:

  • Wenn ich zwischen den Gehwegplatten auf eine Ritze trete, bringt mir das Unglück.
  • Wenn ich die Zahl 6 sehe (z. B. auf einer Hauswand) und ich gerade an eines meiner Probleme denke, worüber ich einen Grübelzwang entwickelt habe, wird mit dieser Situation alles in Ordnung gehen.
  • Wenn ich mit einer Person (z. B. dem/der Therapeut:in) über meine Sorgen spreche, sind sie auf jeden Fall begründet und wahr. Daher vermeide ich es besser, über diese zu sprechen.

Zwangsstörung Diagnose

In Deutschland leiden circa drei Prozent aller Menschen an einer Zwangsstörung. Damit liegen Zwangsstörungen auf Platz 4 der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Dabei leiden Männer gleichermaßen an der Erkrankung wie Frauen. Allerdings ist es für Männer, wie auch bei anderen psychischen Erkrankungen schwerer, sich therapeutische Hilfe zu suchen, da psychische Erkrankungen in der Gesellschaft, vor allem aber in der Berufswelt, immer noch mit Eigenschaften wie Schwäche oder Unproduktivität assoziiert werden.

Die Diagnose einer Zwangsstörung ist aber nicht so einfach wie nun gedacht, oftmals werden diese mit generalisierten Angststörungen inklusive Persönlichkeitsstörungen wie der zwanghaften Persönlichkeitsstörung verwechselt. Andererseits werden nicht selten zuerst Erkrankungen wie Depressionen, soziale Phobien oder bipolare Störungen bei Patient:innen diagnostiziert. Das kann die Diagnose einer Zwangsstörung zusätzlich erschweren, da es Symptome gibt, die in mehreren dieser Störungsbilder vorkommen können. Es empfiehlt sich also zur Diagnose, erfahrene Psychiater:innen oder Psycholog:innen aufzusuchen.

Diese müssen laut ICD 11 bei der Diagnose folgenden Kriterien feststellen:

  • Der Patient oder die Patientin muss über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen das Vorhandensein von Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen vorweisen
  • Zwangsgedanken müssen vom Patienten oder von der Patientin als eigene Gedanken wahrgenommen werden (d. h. sie dürfen nicht von „außen” aufgezwungen sein)
  • Versuche, sich gegen diese Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zu wehren, blieben größtenteils erfolglos
  • Die Zwänge wiederholen sich stetig
  • Die Zwänge müssen als übertrieben oder sinnlos wahrgenommen werden (in Zeiten, in denen der/die Patient:in große Angst verspürt, muss das jedoch nicht der Fall sein)
  • Die Lebensqualität des/der Patient:in muss eingeschränkt sein (Änderung im Umgang mit sozialen Kontakten oder Abfall der eigenen Leistungsfähigkeit)

Zwangsstörung Behandlung

Zuerst einmal sei gesagt, dass Zwangsstörungen immer eine professionelle Behandlung erfordern. Wenn Du nun festgestellt hast, dass einige der oben beschriebenen Symptome auf Dich zutreffen und dich in deinem Alltag belasten, solltest du dir unbedingt den Rat eines/einer Psycholog:in/Psychiater:in einholen. Eine eigenständige Behandlung nur mit Internet und Co. hat so gut wie keine Erfolgschancen, ist allerdings eine gute Ergänzung zu einer Therapie. Ein/e Patient:in kann somit über die Dauer der Therapie mehr über die Gründe des Verhaltens erfahren. Im Normalfall sollte so eine Psychoedukation aber sowieso ein Bestandteil einer guten und evidenzbasierten Therapie sein.

Zwangsstörung Therapie

Als wirkungsvollste Therapie zum Heilen von Zwangsstörungen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie herausgestellt. Die Therapieeinheiten sollten dabei im Bestfall wöchentlich erfolgen, da nur so eine nachhaltige Besserung des psychischen Zustands erfolgen kann. Bei einer Therapieeinheit alle zwei bis drei Wochen, wie sie heutzutage öfter vorzufinden ist, kann es passieren, dass ein/eine Patient:in von dem Stress im Alltag oder sonstigen Reizen wieder in alte Gewohnheiten verfällt.

Der Kern dieser kognitiven Verhaltenstherapie ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung (auch Konfrontationstherapie genannt). Dabei wird der/die Betroffene direkt mit seinen/ihren größten Ängsten konfrontiert, um so über die Zeit hinweg eine immer geringere emotionale Reaktion gegenüber diesen zu empfinden. Dies kann entweder real in Begleitung mit einem oder einer Therapeut:in erfolgen oder imaginär in der Therapie durchgeführt werden, falls die Sorgen vorwiegend in der eigenen Vorstellung existieren. Beispielsweise werden Personen mit einem Waschzwang dazu aufgefordert, eine Türklinke anzufassen, ohne sich danach die Hände zu waschen.

Am Anfang wird der Drang, diesen Zwängen nachzugehen ziemlich stark sein, allerdings merkt die Person schon nach wenigen Minuten, dass der Impuls sich die Hände zu waschen schwächer wird. So gelingt auf Dauer eine Reintegration in das „normale” Leben. Aber keine Sorge! Ein/e gute/r Therapeut:in achtet auf Deine Grenzen und tastet sich in Zusammenarbeit mit Dir Stück für Stück an dein Ziel.

Die Erfolgschancen einer qualitativ hochwertigen Therapie sind mit mind. 60 % relativ hoch. Allerdings ist es nur möglich, die Zwänge auf ein erträgliches Maß zu verringern, eine komplette Heilung ist so gut wie unmöglich und kommt nur sehr selten vor.

💡Achtsamkeit und Meditation bei Zwangsstörungen

Nicht selten werden auch achtsamkeitsbasierte Elemente der Behandlung hinzugefügt oder Meditation im Rahmen einer Gruppentherapie durchgeführt. Sie werden deshalb benutzt, da eine betroffene Person lernt, mit seinen Gedanken und Gefühlen nachhaltig entspannter umzugehen. Denn nicht jedem Gedanken muss eine Tat folgen. Es hilft, wenn man den Moment genießt und die Gedanken, die sich währenddessen aufdrängen, einfach existieren lässt. Man versucht, sie nicht zu verdrängen, wie es bei quälenden Zwangsgedanken oft der Fall ist, man lernt, sie einfach kommen und gehen zu lassen.


Zwangsstörung Medikamente

Als Medikamente werden bei Zwangsstörungen meistens „SSRI” (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) verschrieben. Diese sind laut zahlreichen Studien am effektivsten und lassen sich mit anderen Störungsbildern wie Depressionen gut kombinieren. Das verbreitetste Medikament ist dabei Fluoxetin. Seine Wirkung lässt bei den meisten Betroffenen die innere Anspannung sowie die Zwangssymptome merklich abschwächen. Allerdings kann es bis zu vier Wochen dauern, bis die Wirkung des Medikamentes einsetzt. Anfangs können die Zwänge sogar verstärkt werden, da gilt es dann, als Betroffene:r den Mut nicht zu verlieren.

Burnout

Du weißt nun, um was es sich bei einer Zwangsstörung handelt und wie diese behandelt werden kann. Du hast bestimmt auch schonmal von einem Burnout gehört, aber weißt Du auch was das ist und wie Du diesem vorbeugen kannst? Alle Informationen dazu findest Du in unserem Beitrag. Wir sehen uns gleich!

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Wenn Du das Meditieren selbst ausprobieren willst, heißen wir Dich in unserer Mindclub App herzlich willkommen. Bequem von Zuhause aus kannst Du an einer unserer zahlreichen von Expert:innen geleiteten live Meditation-Sessions oder Audio-Meditationen teilnehmen.

Wir freuen uns auf Dich!


Quellen

Bücher

Benoy, Charles/Walter, Marc: Zwangsstörung. {Grundlagen-Formen-Interventionen}, Stuttgart 2022. Fricke, Susanne/Hand, Iver: Zwangsstörungen verstehen und bewältigen. {Hilfe zur Selbsthilfe}, {9. Auflage}, Köln 2021. Hoffmann, Nicolas/Hoffmann, Birgit: Wenn Zwänge das Leben einengen. {Der Klassiker für Betroffene – Zwangsgedanken und Zwangshandlungen}, {16. Auflage}, Berlin Heidelberg 2021. Hoffmann, Nicolas/Hoffmann, Birgit: Zwanghafte Persönlichkeitsstörung und Zwangserkrankungen. {Therapie und Selbsthilfe}, {2. Auflage}, Berlin Heidelberg 2021. Moritz, Steffen/Hauschildt, Marit: Erfolgreich gegen Zwangsstörungen. {Metakognitives Training – Denkfallen erkennen und entschärfen}, {3. Auflage}, Heidelberg 2016.  

Internetdokumente

ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics, https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1582741816, Februar 2022, Abruf am 10.02.2023.

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