Meditation und ADHS – Finde Ruhe im Sturm

Veröffentlicht am
15 Januar 2025
Zuletzt aktualisiert
15 Januar 2025

Definition, Ursache und Symptomatik

Definition & Ursache

Chaos im Kopf, Unruhe im Bauch, Vergesslichkeit als zweiten Vornamen und chronische Unpünktlichkeit; eine kurze (unvollständige) Umschreibung der ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung).

Die ADHS zählt zu den Entwicklungsstörungen, sie kann jedoch nicht auf eine bestimmte Ursache zurückgeführt werden, vielmehr gehen Forscher davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung der Störung spielen. So können z.B. genetische Faktoren, niedriges Geburtsgewicht, Infektionen des Gehirns oder pränatale Belastungen durch Alkohol oder Drogenkonsum der Mutter Einfluss auf die Entstehung der Störung haben. 

Man kann die ADHS in drei verschiedene Kategorien unterteilen:

  • Der vorwiegend unaufmerksame Typ
  • Der vorwiegend hyperaktive Typ
  • Der gemischte Typ (unaufmerksam und hyperaktiv)

Einig ist sich die Forschergemeinschaft darüber, dass die Störung ihren Ursprung im Gehirn hat. Anhand von sogenannten MRT-Untersuchungen (MRT = Magnetresonanztomographie) konnten Wissenschaftler feststellen, dass Menschen, die mit einer ADHS diagnostiziert wurden, bestimmte neuroanatomische Veränderungen in bestimmten Hirnbereichen aufweisen. Ausserdem geht man davon aus, dass ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn von Störungsbetroffenen besteht.

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Wie äussert sich eine ADHS?

Lange Zeit nahm man an, dass ADHS nur bei Kindern vorkommt und sich «herauswächst» je älter man wird, dies hat sich als grosse Unwahrheit herausgestellt. Einige der Symptome können zwar im Laufe der Zeit schwächer werden oder komplett verschwinden, die Störung an sich bleibt jedoch nach heutigem Wissensstand über die Lebenszeit bestehen.

Häufige Symptome einer ADHS sind: Konzentrationsprobleme, Schwierigkeiten beim Beginn oder Abschluss von Aufgaben, innere Unruhe, Impulsivität und Stressintoleranz.

Häufig können bei einer ADHS auch sogenannte Komorbiditäten auftreten, darunter versteht man das gemeinsame Auftreten einer Grunderkrankung (z.B. ADHS) und einer oder mehreren weiteren Erkrankungen. Einige Erkrankungen, die häufig zusammen mit dem Störungsbild auftreten können sind folgende:

  • Bei Kindern
    • Zwänge
    • Autismusspektrumstörung
    • Ticstörung
    • Rechenstörung
  • Bei Erwachsenen
    • Depressionen
    • Angststörungen
    • Zwangsstörungen
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(Wie) kann Meditation bei einer ADHS helfen?

Behandlungsmöglichkeiten

Obwohl ADHS nach heutigem Wissens- und Forschungsstand nicht heilbar ist, gibt es zahlreiche wirksame Ansätze, um die Symptome zu lindern und den Alltag zu erleichtern. Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen kann über den medikamentösen Weg erfolgen, dies jedoch nur, wenn die Symptome stark ausgeprägt ist. Nebst der medikamentösen Behandlung werden darüber hinaus – häufig im Zusammenspiel mit der medikamentösen Behandlung – pädagogische, soziale und psychotherapeutische Massnahmen empfohlen. Auch für Erwachsene wird eine medikamentöse Behandlung zusätzlich zu psychotherapeutischen Massnahmen empfohlen.

Weitere, immer häufiger angewendete Behandlungsstrategien kommen aus dem Bereich der Meditations- und Achtsamkeitspraxis. Diese sollen Betroffenen dabei helfen, Stress zu reduzieren und Selbstregulation zu aktivieren. Da Menschen mit einer ADHS häufig mit alltäglichen Aufgaben überfordert sind und Mühe in der Selbst- und Emotionsregulation aufweisen, können regelmässige meditations- und achtsamkeitsbasierte Übungen helfen, mehr Ruhe und Klarheit im Alltag zu etablieren.

Achtsamkeits- und Meditationsübungen fördern gezielt die Fähigkeit zur Selbstregulation, die bei Betroffenen oft beeinträchtigt ist. Studien zeigen, dass diese Praktiken helfen können, die Aufmerksamkeit zu steigern und impulsives Verhalten zu reduzieren. Ausserdem können Symptome von Begleiterkrankungen der ADHS, wie z.B. Depressionen oder Angststörungen durch eine regelmässige Achtsamkeits- und Meditationspraxis verringert werden.

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Meditations-, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen bei ADHS – Symptomen

Wir haben dir hier einige Meditations-, Entspannungs- und Achtsamkeitsmethoden aufgelistet, die auch für Betroffene einer ADHS sehr hilfreich sein können, viel Spass beim Ausprobieren!

Gehmeditation

Da viele Betroffene aufgrund der ADHS-Symptomatik Mühe haben sich zu entspannen oder ruhig an einem Ort meditieren zu können, bietet sich die Gehmeditation als Alternative für unruhige Geister an. Dabei geht es genau wie bei der Sitzmeditation darum sich im «Hier und Jetzt» zu verankern, in dem man die Aufmerksamkeit z.B. auf den eigenen Atem, auf die Umgebung oder auf die Berührungspunkte der Fusssohle während des Gehens mit dem Boden fokussiert.

Progressive Muskelentspannung

Obschon die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PME) eher zu den Entspannungsverfahren, als zur Meditationspraxis gezählt werden kann, wollten wir euch diese mit all ihren Vorteilen nicht vorenthalten. Sie ist vor allem für Menschen geeignet, bei denen andere Entspannungsverfahren, wie z.B. Autogenes Training oder Yoga nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt haben. Bei der Progressiven Muskelentspannung spannt man bestimmte Muskelgruppen bewusst an und entspannt diese nach einer bestimmten Zeit wieder. Durch das bewusste An- und Entspannen der Muskelgruppen sinkt der Blutdruck, der Puls verlangsamt sich und die Atmung wird ruhiger.

Bodyscan

Beim Bodyscan – wie der Name schon verrät – scannt man seinen Körper, dies sollte am besten im Sitzen oder Liegen geschehen. Liegt oder sitzt man entspannt, beginnt man sich auf verschiedene Teile des Körpers zu konzentrieren und versucht die Aufmerksamkeit auf diese zu richten. Die Fokussierung auf die jeweiligen Körperteile kann von Sekunden bis zu einigen Minuten dauern, zusätzlich dazu kann man sich auf den Atem konzentrieren. Wahrgenommene Empfindungen, wie auch dabei aufkommende Gedanken sollen nicht bewertet, sondern viel mehr kurz beachtet und dann wieder losgelassen werden. Für den Bodyscan empfiehlt es sich zuerst oben beim Kopf, z.B. bei der Stirn zu beginnen und sich dann körperabwärts «durchzuscannen».

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Fazit

Die Behandlungungsmöglichkeiten der ADHS hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Achtsamkeitsbasierte Interventionen bieten wertvolle Ansätze für Menschen mit ADHS – sei es als eigenständige Methode oder ergänzend zu anderen Behandlungen. Regelmäßige Übungen können helfen, mehr Ruhe, Fokus und Gelassenheit in den Alltag zu bringen. Gerade Betroffene, die Alternativen zur medikamentösen Behandlung suchen, können in der Meditations- und Achtsamkeitspraxis fündig werden. Diese kann auch nebst medikamentöser oder psychotherapeutischer Unterstützung eine bereichernde Ergänzung darstellen und dem Sturm im Kopf Einhalt gebieten.

Quellen

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Sulkes, S., B. MSD-Manual – Ausgabe für Patienten. Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung. Zuletzt besucht am 11.01.2025. https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/lern-und-entwicklungsstörungen/aufmerksamkeitsdefizit-hyperaktivitätsstörung-adhs

Westhoff, A & Westhoff J. ADHS bei Erwachsenen: Wenn der Kopf ein Rummelplatz ist. Zuletzt besucht am 11.01.2025. https://www.deutschlandfunkkultur.de/adhs-bei-erwachsenen-wenn-der-kopf-ein-rummelplatz-ist-100.html

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