Vielleicht hast du sie selbst schon einmal erlebt oder – wenn du dich gerne mit psychologischen Themen befasst – schon mal davon gehört: psychose-ähnliche Erlebnisse. Worum es sich dabei handelt und wie die Metta Meditation im Umgang damit helfen kann, erfährst Du in diesem Interview!
Metta-Meditation – Definition
Wenn Dir der Begriff der Metta Meditation noch unbekannt vorkommt, könnte es sein, dass die Meditationsart Dir bereits unter einem anderen Namen begegnet ist. Die Metta Meditation wird auch als Meditation der liebenden Güte bezeichnet. Der Name lässt bereits darauf schließen, worum es im Kern geht. Im Fokus steht die bedingungslose und erfüllende Liebe zu sich selbst und anderen. Durch das innere Aufsagen kurzer Sätze oder Mantras kann ein Zustand des Friedens und des Wohlwollens herbeigeführt werden. Auch langfristig gehen mit der Metta Meditation positive Effekte einher. Beispielsweise stellt die Metta Meditation eine vielversprechende Methode dar, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen.
Metta Meditation – Interview
Unser Director of People von Mindfulife, Nabeegh Anwar, berichtet in einem Interview über eine von ihm geleitete Studie zum Einfluss der Metta Meditation auf psychotic like experiences (psychose-ähnliche Erlebnisse / PLE).
Janina: Hallo Nabeegh, erzähle uns doch ein bisschen über Dich und darüber, was Du in deinem Alltag machst.
Nabeegh: Hallo, ich heiße Nabeegh Anwar und habe den Studienhintergrund der Psychologie. Ich bin bei Mindfulife im Bereich People & Culture tätig, wo ich die tolle Verantwortung habe, gemeinsam, in einem Team mit interessanten Persönlichkeiten und kreativen Mitarbeitern, die Unternehmensstruktur und -kultur zu verbessern. Eines der coolsten Dinge, die ich bei Mindfulife gerne mache, ist, spannende Persönlichkeiten kennenzulernen und mit ihnen Konzeptionen zu erstellen.
Janina: Kannst du uns ein bisschen über Mindfulife erzählen und was euer Ziel ist?
Nabeegh: Mindfulife ist ein junges Unternehmen, welches die Philosophie hat, Meditation von dem traditionellen sowie dem wissenschaftlichen Part zu vereinen und es für jeden bereitzustellen, sodass man zu seiner inneren Mitte findet und im Hier und Jetzt lebt. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass Meditation in der Zukunft verschreibungspflichtig wird.
Janina: Warum hast du begonnen, dich mit Meditation, Achtsamkeit und dem Gehirn zu befassen?
Nabeegh: Meine erste Begegnung mit Meditation kam tatsächlich schon sehr früh, ohne dass ich wusste, dass es eine Meditation ist. Das war bei einem Gebet, dem Namaz, da hat man den Anspruch, im Hier und Jetzt zu bleiben. Wenn man mit den Gedanken abschweift, soll man zum Namaz zurückkehren. In der Studienzeit habe ich Meditation unabhängig davon gelernt. Durch mein Psychologiestudium bin ich auf die Wissenschaft hinter der Meditation gestoßen und ich weiß noch, dass ich nicht glauben konnte, dass Meditation wirkt. Welche Effekte Meditation hat sowie die Studienlage waren damals schon präsent und populär. Ab dem Zeitpunkt war mir bewusst: Das wird ein großer Teil meines zukünftigen Lebens sein. Vor allem auch, dass Meditation nicht Esoterik oder Hokuspokus ist, sondern, dass wir in der jetzigen Zeit auch die Möglichkeit haben, nachzuweisen, was für Effekte es auf der neuronalen Ebene hat. Ich sage gerne, Meditation ist wie die Zahnbürste des Gehirns.
Janina: Wie wichtig ist es, in Forschung im Bereich Meditation zu investieren?
Nabeegh: Unheimlich wichtig. Auch wenn die Forschung immer mehr an Relevanz erhält, bin ich der Meinung, dass wir unser Wissen und unsere Techniken dafür nutzen sollten, psychische und körperliche Krankheiten mit Tools, die nahezu oder kaum Nebeneffekte haben, weiter zu untersuchen. Ein ganz entscheidender Punkt ist auch, Gesundheit und Krankheit nicht differenziert zu betrachten, sondern mit verschiedenen Tools, zum Beispiel Sport und Meditation, gemeinsam, so wie es auch schon früher war. Das sollte die Wissenschaft immer mehr beweisen. Ich bin auch super gespannt, was die Zukunft noch alles mit sich bringt, da die Forschung noch in den Kinderschuhen ist.
Janina: Kannst du uns etwas über die Studie erzählen, an der Du und Mindfulife beteiligt waren?
Nabeegh: Im letzten Jahr hatten wir als Mindfulife, unter der Betreuung von Philipp Nowak, einem Co-Gründer von Mindfulife, der die Metta Meditation geleitet hat, die tolle Gelegenheit, eine Forschung mit Prof. Dr. Philipp Grant zu leiten. Er hat in der Vergangenheit viel Forschung zu den Themen PLE und Positive Psychologie betrieben. Er konnte nachweisen, dass durch die Positive Psychologie die PLEs verringert werden konnten. Je stärker die psychose-ähnlichen Erlebnisse waren, desto wahrscheinlicher entwickeln die Personen eine Schizophrenie. Wenn wir die Möglichkeit haben, diese Erlebnisse zu reduzieren, ist es möglich, das Risiko einer Schizophrenie zu reduzieren. In einigen Subskalen konnte nachgewiesen werden, dass dies möglich ist. Die Idee zu unserer Studie kam dadurch, dass Mindfulife in der Vergangenheit an einigen Studien mitgewirkt hat und dabei rausfand, dass Metta Meditation positive Effekte auf die psychische Gesundheit hat. Dadurch kam die Annahme, dass Metta Meditation auch eine gute Wirkung auf die Reduzierung von PLEs haben könnte.
Janina: Was ist Metta und wie ist die Forschungslage für Metta Meditation?
Nabeegh: Metta bedeutet übersetzt “Güte” und ist eine Meditation, in der wir Güte und Freundlichkeit kultivieren möchten. Um Freundlichkeit für andere zu kultivieren, muss man freundlich zu sich selbst sein. Zuerst stellen wir uns eine Person vor, die wir gut kennen und erweitern dies dann über neutrale Personen, bis zu uns selbst. Man wünscht der Person dabei positive Wünsche, wie zum Beispiel „ich wünsche Dir Glück“ oder „ich wünsche Dir Fröhlichkeit“. Metta Meditation wird als Mittel gegen Stress und Depression genutzt und kann maladaptiven Stressreaktionen entgegenwirken. Das wirkt dadurch, dass vermehrt Dopamin ausgeschüttet wird und die Cortisol-Ausschüttung verringert wird. Der Forschungsstand ist noch sehr jung und die Metta Meditation wird erst langsam als eigenständige Forschungsdisziplin erforscht.
Janina: Wie wurde die Studie durchgeführt und wie war der Ablauf?
Nabeegh: Es handelt sich um eine Crossover Studie, die über drei Monate ging. Zu Beginn haben die Probanden einen Persönlichkeitsfragebogen ausgefüllt. Dadurch haben wir festgestellt, zu welchen Persönlichkeitstypen unsere Probanden zählen, um diese später vergleichen zu können. Es handelte sich dabei um gesunde Probanden. Über vier Wochen liefen zwei Interventionen gleichzeitig ab.
Zum einen gab es die Metta Meditation. Dafür bekamen die Probanden je einmal in der Woche eine Metta Meditation per Video. Die Vergleichsgruppe bekam eine positive Intervention. Dabei sollten die Probanden einen Text über eine Erfahrung schreiben, die mit einem persönlichen Glücksgefühl zusammenhängt oder über ein zukünftig erwartetes Glücksgefühl. Anschließend wurde ihnen der Text erneut präsentiert und sie sollten ihn sich selbst laut vorlesen. Dadurch sollte das Glücksgefühl erneut erlebt werden oder sich das Erwartete vorgestellt werden. Diese Intervention hat sich als Mittel erwiesen, positive schizotype Erlebnisse bei gesunden Menschen zu reduzieren.
Vor und nach jeder Intervention wurde der PANAS, ein Stimmungsfragebogen, ausgefüllt und zusätzlich noch jede Woche einmal der PSI. Dieser dient der Feststellung von psychose-ähnlichen Erlebnissen. Nach den vier Wochen Intervention gab es eine vierwöchige Wash-Out-Phase. Diese wurde verwendet, damit es keine konfundierten (störenden) Effekte aus der vorherigen Übung gibt. Dann folgte der Crossover. Die Metta-Gruppe bekam die positive Intervention und die positive Interventionsgruppe die Metta Meditation.
Als Ziel der Intervention galt es, sich positive Gedanken über sich selbst und die Umwelt zu schaffen. Beide Interventionen zielen auf den Ansatz der Positiven Psychologie ab, um das „Negative“, in diesem Fall die Krankheit, vorwegzunehmen. In der Abbildung ist der Ablauf der Studie noch einmal bildlich dargestellt.
Janina: Was wurde konkret anhand der Studie festgestellt?
Nabeegh: Die Metta Meditation und die positive Intervention verringern die negative Affektivität und erhöhen die positive Affektivität nach jeder Intervention und über die gesamte Zeit hinweg. Bezüglich der PLEs werden noch weitere Erhebungen durchgeführt. Es ist daher noch nicht möglich, weitere Ergebnisse zu nennen.
Janina: Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung und Durchführung der Studie? Was sind Pläne für die Zukunft?
Nabeegh: Eine der größten Herausforderungen war es, Probanden zu finden, die über diesen langen Zeitraum auch wirklich gewissenhaft teilnehmen. Ein weiteres großes Problem zu Beginn war, dass wir eine Dropout-Rate von über 60% hatten. In der Wash-Out-Phase haben wir viele Probanden verloren und konnten dementsprechend viele Daten nicht verwenden. Grundsätzlich ist eine Idee für die Zukunft, wie man dies verbessern kann, dass man ein Programm erstellt, wo die Menschen sich vor Ort treffen, damit die Gewissenhaftigkeit höher ist. Eine Spezialisierung der Probanden in Erkrankte und Hochrisikopatienten wäre gut. Bei Menschen dieser Gruppen ist es zu erwarten, dass die Gewissenhaftigkeit auch viel höher ist, da sie unmittelbar positive Effekte feststellen können. Für die Zukunft wäre es sehr spannend, diese Studie eventuell mit verschiedenen Meditationsarten zu replizieren und zu schauen, welche dieser Meditationsarten den größten Effekt hat.
Metta Meditation – Fazit
Spannend oder?! In der Studie wurden also Hinweise darauf gefunden, dass sich Metta Meditation positiv auf psychose-ähnliche Symptome und Schizophrenie auswirken kann. Andere Studien haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass auch andere Meditationstechniken sich positiv auf das psychische sowie physische Wohlbefinden auswirken. Sogar im Gehirn konnten nach regelmäßiger Meditation bei Probanden sowohl funktionale als auch strukturelle Veränderungen festgestellt werden.
Meditation birgt zahlreiche Vorteile , die auch Du für dich nutzen kannst. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, wie Du Meditation selbst in Deinen Alltag integrieren kannst und welche Meditationsarten es gibt, solltest Du bei unserem Blogartikel über Meditation im Alltag vorbeischauen!
Metta Meditation – Häufige Fragen
- Was ist Metta Meditation?
Bei der Metta Meditation handelt es sich um eine Meditationstechnik, die auch als Liebevolle Güte bezeichnet wird. Innerlich werden bestimmte Mantras aufgesagt, wie zum Beispiel “Möge ich glücklich sein”, die zu einem Zustand der Zufriedenheit und der Freundlichkeit sich selbst und anderen gegenüber führen.
- Wobei hilft Metta Meditation?
Die Metta Meditation bringt zahlreiche positive Effekte mit sich. Kurzfristig kann ein Zustand des Glücks und der Erfüllung erreicht werden. Dadurch kann das Selbstwertgefühl gesteigert werden. Langfristig kann die Meditation sogar psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen oder psychotischen Erkrankungen vorbeugen.
- Was sind die vier klassischen Sätze der Metta Meditation?
1. Möge ich glücklich sein
2. Möge ich sicher sein
3. Möge ich gesund sein
4. Möge ich mit Leichtigkeit leben
- Wie läuft die Metta Meditation ab?
Die Sätze, die im Inneren aufgesagt werden, beziehen sich zunächst auf Dich selbst. Nach ein paar Minuten weitest du das Mantra auf nahestehende Personen aus, zum Beispiel eine Person, die Du gut kennst. Anschließend weitest du die Sätze auf eine neutrale Person aus und dann, wenn Du das möchtest, auf eine Person, die Du nicht magst, sodass Du am Ende allen Personen – einschließlich Dir – Liebe, Wohlwollen und Freundlichkeit entgegenbringst.
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